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In Saporischschja, flussabwärts des Wasserkraftwerks DniproHES, liegt die größte Insel des Flusses Dnipro – die Insel Chortyzja. Aktuell erlangt dieser Ort eine immer größere Bedeutung für die Wiederbelebung der ukrainischen Geschichte. In den letzten 15 Jahren entstand auf der Insel ein geschichtlich-kulturelles Zentrum, ein Schifffahrtsmuseum und ein interaktives Theater. Es werden in den anliegenden Gewässern und in dem Boden der Insel immer mehr Schätze gefunden, wie beispielsweise vor einigen Jahren ein tausendjähriges Schwert. Heute ist Chortyzja eins der wichtigsten Kultur- und Bildungszentren der Ukraine und es entwickelt sich immer weiter.

Chortyzja wird gern als die größte Flussinsel Europas bezeichnet. Doch der Wissenschaftler Wjatscheslaw Sajzew behauptet, dass dies nicht der Fall sei. Die größte Insel ist die Große Schüttinsel im Südwesten der Slowakei. Während Chortyzja eine Länge von 12 km besitzt, umfasst die Große Schüttinsel auf der Donau eine Länge von 84 km.  Chortyzja profitiert jedoch von dieser Legende und hat ihre Beliebtheit unter anderem dank der Stromschnellen des Dnipro — Felsformationen, die zwischen den heutigen Städten Dnipro und Saporischschja über die Wasseroberfläche hinausragten:

„Nur dank  der Stromschnellen des Dnipro gibt es auf Chortyzja so viele archäologische Wahrzeichen. So gab es auf der 70 km langen Strecke zwischen der Insel und der Stadt Dnipro neun Stromschnellen, dazu Felsriegel und weiteres Gestein. Die erste schriftliche Erwähnung von Chortyzja ist mit den Stromschnellen verbunden. Der damalige Imperator des Byzantinischen Reichs schrieb, dass Waräger bei der Durchfahrt der Stromschnellen von Chortyzja, damals als St. Georgs-Insel bezeichnet, Gedenkstätten erstellt hatten, um ihren Göttern für das erfolgreiche Passieren zu danken.“

Stromschnellen
überqueren den ganzen Fluss und als Felsriegel werden die Bereiche genannt, die nur einen Teil des Flusses überqueren.

Der Nenasytez (dt. der Unersättliche – Üb.) ist die größte und gefährlichste Stromschnelle am Dnipro. Viele Menschen und Schiffe sind während eines Versuchs, ihn zu überqueren, gescheitert:

„Wenn Schiffsführer hier ankamen zogen sie ein sauberes Hemd an und lasen das Vaterunser. Denn wenn man beim Petrus anklopft (Apostel Petrus — Aut.), was bedeutet, dass man gestorben ist, dann sollte man ein sauberes Hemd anhaben und das Vaterunser lesen. Und über den Dnipro verlief der Weg von den Warägern zu den Griechen, den viele Menschen nutzten. Darum gibt es hier viel mehr alte Grabstätten als durchschnittlich in der Region. Die Stromschnellen sind geschichtlich betrachtet ein Geschenk für uns.“

Vor etwa hundert Jahren beschloss die sowjetische Regierung unweit der Insel Chortyzja das Wasserkraftwerk DniproHES (Dnipro Hydro-Elektro-Station) zu errichten. Die Talsperre aus Beton hob den Wasserstand um fast 40m an und flutete mehrere Dutzend Dörfer auf beiden Ufern des Flusses. Alle Stromschnellen sind seitdem unter Wasser und der Dnipro ist zu einem schiffbaren Fluss geworden:

„Das Wasserkraftwerk DniproHES wurde 1932 eingeweiht. Dank ihm sind Städte wie Kyjiw, Dnipro und Saporischschja erst in die Lage versetzt worden, Hochseeschiffe in ihren Häfen aufzunehmen, da es vorher unmöglich war, den Fluss an den Felsen vorbei hinaufzufahren.“

Auf Chortyzja gibt es ein Kreuz zum Gedenken an das 500-jährige Bestehen des Saporoger Kosakentums. Wjatscheslaw Sajzew erzählt, dass die erste schriftliche Erwähnung der Kosaken aus dem Jahr 1492 datiert und sich auf die litauische Festung Tjahyn in der jetzigen Region Cherson bezieht (die Festung ist heute komplett zerstört — Aut.):

„Die Türken erreichten die Festung, und die Saporoger haben aus dem Hinterhalt eine der türkischen Galeeren angegriffen.  Die Türken schrieben daraufhin an die Litauer, dass sie ihre Leute zurückziehen sollen. Ausgehend von dieser Erwähnung errichteten wir 1992 dieses Kreuz.“

Es ist die Meinung verbreitet, dass es auf Chortyzja mal eine Sitsch (ukrainisch für „Verhau“, ein befestigtes Verwaltungszentrum der Saporoger Kosaken — Üb.) gab, doch Historiker können diese These nicht bestätigen. Dmytro Bajda Wyschnewezkyj baute die Saporoger Sitsch auf der Insel Mala Chortyzja (auch Bajda genannt), die neben Chortyzja liegt. Auf der großen Chortyzja befanden sich Winterquartiere, Pferdeställe und Ähnliches:

„Große Werbung für die Insel machte die Erzählung ‚Taras Bulba‘ von Mykola Gogol und später der gleichnamige Film. Es existiert die fehlerhafte Meinung, die jetzige Sitsch sei nur für den Filmdreh errichtet worden. Doch das stimmt nicht. Es  wurde schon in den 60er Jahren geplant, sie zu bauen. Die tatsächlichen Bauarbeiten des geschichtlich-kulturellen Komplexes begannen 2004-2005. Der damalige Präsident Wiktor Juschtschenko bot dem hiesigen Stahlkonzern ‚Saporischstal‘ an, sich mit 20 Millionen Hrywna an dem Vorhaben zu beteiligen. Für dieses Geld wurde der Rohbau errichtet und die weitere Ausstattung erfolgte mit dem Geld von privaten Sponsoren. Wir bauen weiterhin an der Sitsch und es ist kein Ende in Sicht.“

Die Insel Chortyzja erlangte als erste den Status eines nationalen Schutzgebiets. Dank der besonderen Lage hat sich eine einzigartige Landschaft auf der Insel entwickelt. Es ist verboten hier Feuer zu legen, zu angeln, zu jagen und Pflanzen zu sammeln:

„Einige Insektenarten leben nur auf einer bestimmten Pflanzenart und ernähren sich davon. Außerdem gibt es hier Wildschweine, Fasanen, Rehe. Es gab hier auch mal einen Elch, doch Wilderer haben ihn getötet. Dies ist hier eine eigenständige Miniwelt, darum verbieten wir anderen sich in sie einzumischen.“

Einen Teil der Insellandschaft bilden Felsen, die hauptsächlich im nördlichen und nordwestlichen Teil der Insel liegen. Die Felsen sind bis zu 40–50 Meter hoch. Zwischen Chortyzja und dem DniproHES befindet sich die Felsenformation „Drei Säulen“. Der am weitesten vom Ufer entfernte Teil nennt sich Insel Pochylyj, der am nächsten gelegene – Katharinas Sessel und dazwischen liegt die sog. Mittlere Säule. Daneben ragt aus dem Wasser ein kleinerer Felsen, der eine runde Vertiefung namens Kosakenschüssel aufweist: 

„Diese Felsen haben auch ihre eigene Geschichte. Die Drei Säulen sind bekannt für die auf natürlichem Weg entstandenen Formen. Die Kosakenschüssel ist eine Vertiefung im Felsen, die durch die immense Kraft des Wassers entstanden ist. Geologen sind der Meinung, dass es Reste eines alten Wasserfalls sind.“

Im Norden der Insel gibt es einen Granitfelsen, der durch eine große Schlucht namens das Tor zur Sitsch geteilt wird. Hier wird der Dnipro in zwei Ströme geteilt — den schmalen felsigen Alten Dnipro und den breiten Neuen Dnipro. Der Name dieser Schlucht ist mit der Herausforderung für die Erlangung des Status eines Kosaken verbunden:

„Um ein Kosake zu werden, war es nicht zwingend erforderlich übermäßige Stärke zu besitzen. Es ist schön für dich, wenn du ein Kraftprotz bist, aber wenn du ein Feigling bist, braucht dich hier niemand. Bei der Aufnahme zu den Kosaken wurde ein großer Baumstamm über dem Tor zur Sitsch gelegt. Derjenige, der eine Kosake werden wollte, musste mit verbundenen Augen drüber laufen. Wenn man runtergefallen ist, wurde man unten aufgefangen und trotzdem als Kosake aufgenommen (davon wussten die Anwärter vorher nicht). Denn es hat die Tapferkeit und der Wille zu handeln gezählt. Ein Kosake ist in erster Linie ein entschlossener und mutiger Mensch.“

2011 fand ein Fischer in der Nähe von Chortyzja ein altertümliches Schwert. Während der Restaurierung kam heraus, dass es eines der Schwerter von Ulfberht war, datiert aus dem 9.–11. Jahrhundert. Auf der ganzen Welt gibt es nicht mehr als 170 Schwerter dieser Art und es besaßen sie nur die hochrangigsten Krieger. 80 Jahre früher fanden Archäologen unweit der Insel fünf ähnliche aber deutlich schlichtere Schwerter, die höchstwahrscheinlich im Kampf verloren gingen. Die Historiker behaupten, dass 972 hier der Kyjiwer Fürst Swjatoslaw gestorben ist und dass das gefundene Ulfberht-Schwert ihm persönlich gehörte:

„Swjatoslaw war ein echter Krieger und führte viele Feldzüge bis zur Wolga, dem Kaukasus und nach Byzanz. Er unterschied sich kaum von seinen Kämpfern, außer durch sein sauberes Hemd. Im Jahre 972 geriet er in eine Falle nahe der Insel Chortyzja und verstarb in der Schlacht gegen einen Nomadenstamm der Petschenegen. Und genau hier holte der Fischer aus einer Tiefe von 22 Meter zufällig das legendäre Schwert.“

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es auf Chortyzja 129 skythische Grabhügel, sogenannte Kurgane, von denen bis jetzt nur 28 erhalten geblieben sind. Ein touristisch-memorialer Komplex, der den Kurganen auf der Insel gewidmet ist, heißt „Skifskyj Stan“ (dt. Skythischer Hof — Üb.). Hier befinden sich nachgebaute und erhaltene Grabhügel. Das Territorium dieses Komplexes ist die höchste Stelle auf Chortyzja. Früher wurden auf den Grabhügeln steinerne Skulpturen aufgestellt:

„Heute sind die Grabhügel eher in die Breite gezogen, doch früher waren sie hoch und spitzförmig und auf der Spitze wurden Babas aufgestellt (Bezeichnung der steinernen Skulpturen im Volksmund — Üb.). Es wird oft behauptet, dass auf den Skulpturen Frauen abgebildet seien, doch das stimmt nicht. Baba heißt aus dem türkischen übersetzt Vater (im Gegensatz zum Ukrainischen, wo es Großmutter bedeutet). Und wenn ein Kosake sich nachts verlaufen hatte, wusste er, dass die Babas immer Richtung Osten schauen.“

Historisch-kulturelles Zentrum

Im Norden der Insel befindet sich das Museum der Geschichte des Saporoger Kosakentums. Dort gibt es sowohl Exponate der uralten Geschichte von Chortyzja als auch Ausstellungsstücke über das Leben der Kosaken. Seit 2015 befindet sich die Einrichtung im Umbau.

„Demnächst fangen wir eine vollständige Renovierung an. Leider gab es schon seit der Eröffnung 1983 viele nicht fertiggestellte Objekte. Wir haben vor, noch ein Geschoss zu ergänzen und eine Kuppel zu bauen, um das Gebäude komplett zu überdachen. Wir haben hier wertvolle Exponate — Heiligenbilder, Bücher aus dem 17. Jahrhundert, etc. und es tropft Regenwasser durch das undichte Dach auf sie.“

Wjatscheslaw Sajzew findet, dass die Einstellung den Museen gegenüber als Vermittler zwischen der Geschichte und den Besuchern überdacht werden sollte. Beispiele für „lebendige“ Museen findet man sowohl in der Ukraine als auch im Ausland:

„Ich war in einem polnischen Museum, in dem es keine Ausstellungsstücke gibt. Es gibt Museen, die ohne jegliche Exponate Informationen vermitteln. Altmodische Museen sind eine Art Wissenschaft für die Wissenschaft. Das ist meiner Meinung nach falsch. Ein Museum muss für die Menschen da sein, verschiedene Veranstaltungen durchführen, um Besucher anzulocken, und für die Weiterbildung zu sensibilisieren. Man sollte nicht einfach das Gehalt vom Ministerium bekommen und dabei die Einstellung‚ meine Arbeitszeit ist beendet – auf Wiedersehen‘ haben.“

Im Innenhof des Museums befindet sich der große Schwarze Stein. Wjatscheslaw erklärt, dass der Stein ein Glaubensobjekt von Urmenschen war:

„Die nächsten Lagerstätten solcher Steine gibt es in der Region um Tscherkassy. Hier gibt es gar keine. Diesen Stein haben wir vom Ufer des Dnipro hergebracht, da einige Schlaumeier bereits Teile von ihm abgebrochen hatten. Der Schwarze Stein ist ein heiliges Objekt damaliger Zeiten. Er weist Einkerbungen auf, sogenannte Petroglyphen. Die Menschen schlugen damals vor dem Jagen mit ihren Speeren auf den Stein, was ihnen Glück bei der Jagd bringen sollte. Es gibt viele Legenden zu diesem Stein, aber ich bin zum Beispiel Zeuge davon, dass im Winter kein Schnee auf ihm lange liegen bleibt und sehr schnell schmilzt. Wenn man den Stein berührt, soll das Glück bringen. Ich wurde beispielsweise zwei Mal angeschossen, aber wie Sie sehen, führe ich diese Exkursion durch und leite die ganze Abteilung.“

In einem ehemaligen Pferdestall hat sich auf Chortyzja das Schifffahrtsmuseum namens „Tschajka“ niedergelassen. Es ist gleichzeitig auch eine Werkstatt für die Restauration von Schiffen. Dort gibt es Schiffe aus dem XVII Jahrhundert, die von den Wissenschaftlern von dem Grund des Dnipro geborgen wurden:

„Diese Schiffe haben am russisch-türkischen Krieg teilgenommen. Im Winter 1738 sind sie nach Chortyzja zurückgekehrt, da sich hier die Stützpunkte befanden. Alle Mitglieder der Flottille sind damals an Pest gestorben und ca. 40 Schiffe sind mit der Zeit auf den Grund des Dnipro gesunken. Wir holen die Schiffe nach und nach auf die Oberfläche. Da gibt es eine Brigantine, eine Tschajka (Kriegsschiff der Kosaken, mit oder ohne Segel – Üb.), Rettungsboote, etc. Mit der Zeit werden wir auch eine türkische Galeere bergen, aber dafür sind enorme Kosten erforderlich.“

Während des russisch-türkischen Krieges wurde auf der Insel ein Verteidigungssystem aus Festungsanlagen, sogenannten Redouten, errichtet. Sie sind bis heute teilweise erhalten geblieben und zwei von ihnen wurden rekonstruiert. Eine Anlage befindet sich neben dem Museum des Kosakentums und die andere am geschichtlich-kulturellen Komplex „Saporoger Sitsch“:

„Wir sehen neben der Sitsch eine alte Redoute, die 300 Jahre alt ist. Sie wurde 1736 errichtet. Darin waren Soldaten untergebracht und da, wo das Museum ist, war die Redoute. So ging das weiter, alle 200 Meter. Es war selbstverständlich nutzlos die Festungen anzugreifen, sie mussten umzingelt werden. Noch früher war hier ein fünftausend Jahre alter Grabhügel, der zerstört wurde, um Platz für die Festung zu schaffen.“

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Auf Chortyzja gibt es das kulturelle Zentrum «Saporoger Sitsch», das eine vereinfachte Kopie einer Sitsch ist. Hier sind die bedeutendsten Elemente der Architektur, der Kultur und des Alltags der Kosaken versammelt.  Der Komplex ist in zwei Bereiche geteilt: den inneren Bereich und die Vorstadt, wo handwerkliche und Handelsobjekte untergebracht sind. Auf dem zentralen Platz, dem Majdan, befindet sich das Gotteshaus der Mariä Schutz und Fürbitte. Das ist das größte Gebäude der Sitsch:

„Die Grundsteinlegung der Sitsch fand am 14. Oktober 2004 statt. Die Fläche unseres Komplexes beträgt nur Dreieinhalb Hektar, obwohl sie gemäß dem Original 50 bis 60 Hektar umfassen müsste. Bei uns ist alles verkleinert: die Höhe des Walls beträgt ca. 3-4 Meter und müsste 14 Meter sein. Der Graben ist zwei Meter tief, müsste aber acht Meter tief sein, und so weiter. Hier müssten nicht vier, sondern ein halbes Tausend Häuser der Handwerker stehen, allein ein Hundert davon für Schmiede. Aber wir können ja nicht ganz Chortyzja einnehmen.“

Die Besucher von Chortyzja können Auftritte des Theaters kosakischer Kampfkunst anschauen und Erzählungen über die Kriegstraditionen der Kosaken anhören. Als Kosaken verkleidete Männer zeigen, wie die Waffen und die Ausstattung in der Praxis eingesetzt wurden. Solche Vorstellungen finden täglich bis zu dreimal statt:

„Ich sehe diese Präsentation nicht zum ersten Mal, aber jedes Mal wird etwas verändert, es werden neue Tricks gezeigt. Es gibt kein fest definiertes Bild, wie in einem Film. Das hier ist live und das ist wirklich interessant.“

Video 360

Neben historischen Fakten werden auch viele Legenden über Chortyzja verbreitet. Wjatscheslaw Sajzew sagt, eine passende Legende von einem Exkursionsleiter sei wie ein Dessert zur Hauptspeise. Besonders für Kinder, denen man mehr Informationen übermitteln möchte:

„Meine Aufgabe ist es ihnen Spaß zu bereiten, irgendwelche Geschichten näher zu bringen, damit was hängen bleibt. Genau deswegen arbeiten wir mit Schulen zusammen, denn das Schutzgebiet ist nicht nur hier, es expandiert. Wir haben Seminare für Geschichtslehrer an Schulen entwickelt, wir zeigen Filme in den Schulen.“

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Die Auswirkung der Traditionen aus der Kosakenzeit findet man auch in der heutigen Ukraine. Wjatscheslaw meint, dass  die vererbten Traditionen sich in den Freiwilligenbataillonen und bei den Teilnehmern der Euromajdan Revolution wiederfinden:

„Die Freiwilligenbataillone, die erste Welle der Mobilmachung, erinnern mich an das Kosakentum. Die Jungs haben nicht ohne Grund ihre Frisuren zum Tschub geändert (der Tschub, Haarschopf, ist die traditionelle Haartracht ukrainischer Kosaken – Üb.) und lassen sich Dreizacken und Kosaken tätowieren. Auch ihre Spitznamen sind an die Namen der Kosaken angelehnt. Auch der Euromajdan hat mich in seiner Organisation stark an das Kosakentum erinnert, alles war selbstorganisiert, wie in einer Sitsch.“

Wjatscheslaw

Wjatscheslaw Sajzew leitet die Bibliothek und das Archiv des Naturschutzgebiets „Chortyzja“. Er ist Historiker und Lehrer vom Fach und arbeitet hier seit acht Jahren:

„Ich bin weiter südlich nahe der Stadt Enerhodar geboren. Zum ersten Mal bin ich in einem recht reifen Alter von 23 Jahren nach Chortyzja gelangt. In der Schule hatten wir kaum Ausflüge. Jetzt bin ich froh, wenn viele Schüler hierher zu einem Ausflug kommen.“

Wjatscheslaw war seit März 2014 ein Jahr lang als Freiwilliger im Kriegsgebiet im Osten der Ukraine. Nach der zweiten Verletzung wurde er demobilisiert. Heute ist er neben seiner Arbeit im Naturschutzgebiet und seiner Lehrtätigkeit auch als Abgeordneter des Stadtrats von Saporischschja tätig und befasst sich dort mit Bildung, Wissenschaft, Sport und Tourismus:

„Ich bin freiwillig zur Armee gegangen und bin bei der 79. luftbeweglichen Brigade der Luftstreitkräfte gelandet. Ein Jahr lang war ich an der Front, bis März 2015. Wir haben unter anderem Krasnyj Lyman befreit, um Mariupol und den Flughafen von Donezk gekämpft. Danach kam das Krankenhaus und anschließend die Demobilisierung.“

Wjatscheslaw erzählt, dass ihn die Größe der Chortyzja anzieht: das Schutzgebiet ist achtmal so groß wie der Central Park in New York und zweimal größer als der Bois de Boulogne („Wald von Boulogne“) in Paris:

„Außerdem ist das für mich eine großartige Erholung. Im Frühjahr komme ich zu Fuß über die Brücke zur Arbeit und mag es den Vogelgesang zu hören. Im Winter liebe ich es, wenn es in der Stadt bereits keinen Schnee mehr gibt und er auf Chortyzja immer noch liegt. Dann ist es sehr angenehm zwischen den Tannenbäumen zu laufen. Das ist meine Leidenschaft. Ich steige auf den Kurgan und freue mich immer über diese Aussicht.“

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Natalija Ponedilok

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Projektproduzentin:

Olha Schor

Fotografin:

Alina Kondratenko

Fotograf,

Kameramann:

Pawlo Paschko

Kameramann,

Regisseur:

Mykola Nossok

Filmeditorin:

Marija Terebus

Drehbuchautorin:

Karyna Piljugina

Bildredakteur:

Olexandr Chomenko

Transkriptionist:

Ihor Bukalo

Übersetzer:

Petro Jurkewych

Übersetzungsredakteur:

Maksym Gyrych

Folge der Expedition