Die höchst gelegene Flugpiste als Lebenswerk

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Stepan Krasilytsch ist ein Aviatiker mit einer grossen Erfahrung. Er fliegt und bringt anderen das Fliegen bei.

Er hat in seinem karpatischen Heimatdorf Lukwyzja ein Aviatikausbildungszentrum für alle Aviatik-Fans gegründet und so sein Lebenstraum verwirklicht. Diese Geschichte ist der beste Beweis, dass die beste Beschäftigung auf den Ruf des Herzens beruhen muss.

Stepan Krasilytsch war schon von seiner Kindheit an vom Himmel fasziniert. Als kleiner Junge, als er die Kühe gehütet hat, hat er den Birnenbaum geklettert, die Äste abgeschnitten, damit der Baum wie ein Flugzeug aussieht und ist über die Grenzen seiner Phantasie geflogen:

„Das war mein Flugzeug, weil ich auf der Höhe war und der Kuh weit unten war und ich in meinen Gedanken flog.“

Als Jugendliche ist er der Armee beigetreten, wo er die lang erwartete Frage gehört hat, ob er fliegen möchte. So ist er der Funkerschule für Kampfflieger der Luftstreitkräfte beigetreten.

Als er einer Hubschraubereinheit zugeordnet wurde, wo nur ein paar Mal pro Jahr geflogen wurde, dachte der junge Mann aus Lukwyzja, dass sein Traum nie in Erfüllung gehen würde. Aber Pilot Najdenko rettete die Situation, indem er Krasilytsch auf das Board seines Kampfhubschraubers MI-6 mitnahm. Seitdem flogen sie gemeinsam.

Mit der Zeit gingen die Wege der zwei Männer auseinander: Najdenko fing an, an der Akademie zu studieren und Stepan Krasilytsch arbeitete bei Aeroflot. Er musste von MI-6 auf IL-28, den ersten sowjetischen reaktiven Kampfflugzeug, umsteigen. Stepan wurde neu in den Städten Kansk und Swerdlowsk in Russland stationiert. Sein Traum ging in Erfüllung.

Der Mann hat jede Möglichkeit genutzt, der Aviatik näher zu sein. Als er bei Aeroflot arbeitete, kam Stepan Krasylytsch nach Winnyzja, wo er für eine bestimmte Zeit einen Flugprüfingenieur beim lokalen Flugzeugbauunternehmen vertreten musste.

Nach der Erfüllung eines Traums entsteht oft ein neues: aber schon ein bewussteres und ambitioniertes. So entstand der Wunsch, eine eigene Flugpiste zu erbauen, um der Lieblingsbeschäftigung unabhängig von allen anderen nachzugehen.

Eine Flugpiste. Der Beginn.

Zu Sowjetzeiten musste Stepan die Idee der Flugpiste unter dem Vorwand des „Lebensmittelprogramms“ maskieren, die damals verpflichtend war. Er musste eine Legende ausdenken, dass er auf diesem Gebiet Bienenzucht betreiben und Bienenstöcke bauen möchte.

Am Anfang kam Stepan Krasilytsch mit seinem Wunsch zu dem Leiter der Einheit der Luftstreitkräfte, der ihn überreden wollte, dass aus der Idee nichts wird.

Danach entschied Stepan, den Vorsitzenden der Kolhosp (Kolchose – Üb.) von Lukwyzja um Hilfe zu bitten. Er fuhr mehrmals mit dem Motorrad zu dem Vorsitzenden. Und jedes Mal bekam er eine Absage. Als sein langjähriger Bekannte, der ehemalige Pilot Walerij Scherbakow zu Besuch war, begaben sie sich zum nächsten Treffen. Aber dieses Mal nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem Hubschrauber:

„Ich rede dem Vorsitzenden rein, dass wir das Lebensmittelprogramm lösen möchten, und er ist kein dummer Mensch, er versteht alles. Und sagt mir: ‚Hier ein Teich, hier- eine Sauna und ein Stall. Verstehe ich das richtig?‘. ‚Richtig, Gnat Wasyljowytsch‘. Er gibt mir die Hand und sagt: ‚Eine Hand wäscht die andere, damit diese weiß bleibt‘. Wir haben die Hände geschüttelt und er hat angefangen, die Dokumente zu erstellen. Und so haben wir die Formalitäten erledigt und den Antrag bis zum Exekutivkomitee gebracht. Danach hat der Leiter der Einheit der Luftstreitkräfte alles verworfen. Als ich zu ‚Plast‘ gekommen bin und diesen Ort vorgeschlagen habe, habe schon eine Taktik parat gehabt. Und so ist es hier geschehen, genau an diesem Ort.“

Maryna Robinson (Krasilytsch)

Die Tante von Stepan Krasilytsch Maria Robinson (Mädchenname Krasilytsch) wohnt in Australien. Als sie erst 14 Jahre alt war, wurde sie nach Deutschland als Zwangsarbeiterin vertrieben. Sie befand sich in einem Interniertenlager zusammen mit ihrem zukünftigen Mann, einem Amerikaner, dessen Mutter auch eine Ukrainerin gewesen war. Nach der Niederlage des Nationalsozialismus heiratete das Paar und zog nach Australien um.

Seitdem ist viel Zeit vergangen und Maryna Robinson ist in die Ukraine zurückgekehrt. Nach der Rückkehr seiner Tante hat Stepan Krasilytsch neue Fakten aus der Geschichte seiner Familie erfahren, die seine Sehnsucht nach Fliegen erklärt haben.

Der Großvater von Stepan ist zur Zeiten des ersten Weltkrieges in einem Holzflugzeug geflogen und hat auf die Seite der Österreicher gekämpft. Die Tante erinnert sich:

„Das Flugzeug wurde abgeschossen und der Grossvater war in Gefangenschaft auf Sizilien. Er hat eine grosse Rente zur Zeiten von Österreich und später Polen bekommen. und Als die Sowjets kamen, wurde alles abgeschafft. Ich habe in Australien alle aviatischen Museen besucht und genau solch einen Flugzeug gefunden, mit dem mein Vater geflogen ist.“

Jetzt ist Maryna Krasilytsch 90 Jahre alt und ist trotz Ihres Alters sehr sozial aktiv. Sie organisiert Fundraising für die Weiterentwicklung des Camps „Tchota Krylatych“ (Pfadfindergruppe der Beflügelten – Üb.).

Eine Fachschule

Als in Dubowe in Transkarpatien eine spezialisierte Fachschule für den Bau von Zivil- und Raumfahrtsflugmaschinen eröffnet wurde, hatte Stepan bereits eine Idee dafür:

„Ich bin nach Dubowe gekommen und habe ausgemacht, dass eine Niederlassung des Zulassungsausschusses hier in Lukwyzja eröffnet wird. Die Lehreinteressenten konnten hierher kommen, Prüfungen ablegen und ihre Immatrikulationsbescheinigung bekommen. 28 Studenten aus unserem Bezirk, darunter mein Sohn Sascha, haben die Fakultät für den Bau von Zivil- und Raumfahrt Flugmaschinen abgeschlossen.“

Stepan Krasilytsch beschreibt einen Fall, der seine Arbeit bei der Fachhochschule und seine damalige Lage am besten beschreibt:

„Es kam einmal eine Frau auf mich zu und sagte: ‚Sehr geehrter Herr, die Leute haben mir empfohlen, mit Ihnen zu sprechen. Mein Kind hat die Schule mit Auszeichnung abgeschlossen. Aber ich habe kein Geld, damit sie studieren kann. Mir wurde empfohlen, zu ihnen zu kommen‘. Ich sage: ‚Haben Sie eine Kuh?‘. Sie sagte: ‚Ja‘. ‚Also nehmen Sie alle Papiere, die Sie für die Immatrikulation brauchen, Ihr Kind, ein Liter Sahne, ein Stück Käse und kommen Sie hierher‘. Sie sagt: ‚Nein ich frage Sie ernst‘. Und ich sage: ‚Ich habe auch ernst geantwortet. Falls Sie keine Sahne und keine Käse haben, bringen Sie einfach Ihr Kind und Dokumente mit‘. Sie kam zu der genannten Zeit mit einem Liter Sahne und Stück Käse und das Mädchen hat die Fachschule mit der Auszeichnung abgeschlossen. Das war so ein Fall…“

Die Fachschule existierte nur 4 Jahre. Die Fakultät für den Bau von Zivil- und Raumfahrtsflugmaschinen wurde als nicht-zielführend anerkannt. Stepan Krasilytsch bekam ein Angebot, bei der Fachschule auf einer administrativen Position zu bleiben, was er kategorisch abgelehnt hat.

„Weil ich ein Aviatiker bin. Unsere Mission ist Propaganda der Aviatik unter der Jugend. Es gibt genug Leute, die die Buchhaltung hier unterrichten können.“

„Ich mache das nicht nur, weil ich das liebe, ich mache eine gute Sache für den Staat. Es kann sein, dass ich mich jetzt zu viel lobe. Aber für den Staat ist das doch vorteilhaft, wenn die Jugend, die in Zukunft diesen Staat weiterbauen wird, staatliches Denken und Verständnis für den Staat hat. Wenn wir einen guten Staat hätten, würde er die Finanzierung für solche Camps oder Ausbildung der Jugend übernehmen.“

„Was ist eigentlich Wirtschaft? Die Wirtschaft an sich ist nur die Oberfläche. Wenn es keine bewusste Jugend gibt, die den Staat zusammenhält, ist die Wirtschaft nur für die Feinde gut: sie können kommen und alles mitnehmen, was man bis jetzt gebaut hat. Wenn die Jugend Ihre Heimat liebt ist, wird sie zuerst die Grundlage bauen und die Wirtschaft wird nachziehen. Es kann nichts anders sein.“

Tchota Krylatych

Um die Aviatik zu popularisieren, veranstalten Stepan und sein Sohn Oleksandr jeden Sommer das Camp „Tchota Krylatych“ (Pfadfindergruppe der Beflügelten – Üb.) für die Jugendorganisation Plast.

Die Initiative wurde 1997 gegründet, also vor mehr als Jahrzehnt. Das Programm des Camps ändert sich jedes Jahr anhand von aktuellen Themen. Es gibt jedes Jahr Pflichtveranstaltungen: Aerodynamik, Regeln des Flugverkehrs, Gleitschirmfliegen, Gleitflug, Flugzeugmodellierung, Bau und Struktur der Flugmaschinen und aviatische Meteorologie.

Nach der erfolgreichen Theorieprüfung und einer Ausbildung auf dem Boden werden die Teilnehmer für die Flüge zugelassen. Die ukrainische Gleitschirmfliegenorganisation hat dem Camp „Tchota Krylatych“ erlaubt, das Zertifikat des Anfängerpiloten zu verleihen. Das Camp gibt der Jugend die Möglichkeit, einen Schritt näher zum Himmel zu sein.
Im Rahmen des Camps organisiert Stepan Krasilytsch ein Festival für Ultraleichtflugzeuge. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, Gleitschirme, Motorschirme, Trikes, Hängegleiter und Motordrachen zu sehen.

Flugsimulator

Auf dem Flugfeld in Lukwyzja steht ein Hubschrauber MI-2, der seit langem nicht funktionsfähig ist. Dieser wird als Flugsimulator benutzt.

Der Flugsimulator hat verschiedene Funktionen: vom gewöhnlichen Geräusch des Hubschraubers bis zur Simulation des Einschaltens des rechten und linken Triebwerks. Alles wurde gemacht, damit die Flugsimulation so nah wie möglich an die Realität ist. Als Flugziel kann ein beliebiger Flughafen auf der ganzen Welt gewählt werden.

Oleksandr Krasilytsch sagt, dass es nicht so viele Leute gibt, die den Flugsimulator zurzeit benutzen, da gewissen Einstellungen vorgenommen werden:

„Zum Kennenlernen der Aviatik ist der Flugsimulator bestens geeignet: Man kann spüren, wie das Fliegen im Hubschrauber und das Steuern eines Hubschraubers funktionieren. Ein Funktionierendes Hubschrauber dafür wäre sehr teuer.“

Innerhalb eines Jahres gab es über 50 Besucher des Flugsimulators. Ein 10-minutges Training kostet 50 Hrywnja. Die Kosten für einen funktionierenden Hubschrauber betragen etwa 1000 US-Dollar pro Stunde.

Laut internationalen Standards muss man mindestens 40 Stunden fliegen, um Privatpilot zu werden. Insgesamt muss man in der Ukraine aktuell mindestens 20.000 US-Dollar ausgeben, um Hubschrauberpilot zu werden. Oleksandr schätzt, dass der Preis von einer Stunde Fliegen mit dem Hubschrauber Robinson R-44, der für die Ausbildungszwecke verwendet wird, fast 800 Dollar beträgt.

Oleksandr mag die Drachenflieger am meisten, obwohl er diese selten fliegt:

„Ein Drachenflieger hat eine ganz andere Steuerung im Vergleich zu den anderen Fluggeräten. Da hängst du in der Luft, es gibt kein Lenker, nichts. Du bewegst deine Füße einfach nach links und rechts und drehst dich auf diese Weise. Die Position des Piloten im Drachenflieger ist wie beim Vogel. Du hängst mit dem Gesicht nach unten.“

In Kyjiw und Сharkiw gibt es laut Oleksandr gute Drachenflieger-Clubs. Im Westen des Landes gibt es nur Gruppen von Leuten, die sich organisieren und einander das Fliegen beibringen. In Zukunft sieht Oleksandr die Flugpiste in Lukwyzja als ein Ferien- und Ausbildungszentrum für Aviatikbegeisterte:

„Jeder kann hierherkommen, sich erholen, fliegen. Am besten kann man hierher mit dem eigenen Fluggerät hinfliegen, sich hier erholen und weiterfliegen.“

Die Länge der Flugpiste in Lukwyzja beträgt 500 Meter, etwa 560 Meter über dem Meeresspiegel. Die Piloten, die diese Piste gelandet haben, haben gemeint, das sei die höchst gelegene Flugpiste in der Ukraine.

„Dieser Flugplatz ist nicht nur der höchst gelegene, aber auch der schwierigste in der Hinsicht, dass hier überall der Wald ist. Also ‚zu kurz‘ oder ‚über das Ziel hinaus‘ fliegen darf hier nicht passieren. Man muss Punktlandung ausführen oder gar nicht landen. Es gibt hier noch einen See, so ein Abgrund. Es ist leichter, von der Richtung anzufliegen, drüben sind die Bäume kürzer, in unserer Richtung ist es etwas schwieriger.“

Oleksandr Ultraleicht-Fliegerei

Der Vater und Sohn versuchen immer, so viel Menschen wie möglich mit dem Thema Aviatik zu begeistern und machen das sehr gerne:

„Wir machen einfach unsere Sache gut und erzählen den Leuten: ‚Schaut, man kann es lernen, man kann aus Spass fliegen, man kann mit einem bestimmten Zweck fliegen oder die Aviatik sonst irgendwie sich zunutze machen. Von hundert Leuten findet sich bestimmt einer, dem das gefallen wird und der das selber ausprobieren wird‘.“

„Das Gefühl des Fliegens kann man nicht beschreiben. Jeder spürt es anders und erwartet etwas anderes. Ich hatte einen Passagier, der mir gesagt hat: ‚Ich möchte gerne so geflogen werden, dass ich Angst habe. Ich mag es, Angst zu haben‘.“

Vom Beruf her ist Oleksandr ein Techniker – Technologe im Flugzeugbau. Er hat auch einen Abschluss als Ingenieur. Er hatte eine Möglichkeit, bei Antonow-Werk zu arbeiten. Aber er sagt, dass er absolut keine Motivation für den industriellen Flugzeugbau hat:

„Also dort zu sitzen, irgendwas zu basteln, Dokumentation zu schreiben in irgendwelchen Produktionshallen ist absolut nicht mein Ding. Das hat mich gar nicht gereizt. Ultraleicht-Fliegerei ist eine ganz andere Sache. Hier ist viel interessanter: man kann selber tüfteln, selber fliegen, selber reparieren und instandhalten.“

Oleksandr beschreibt so die Eigenartigkeit der Flugpiste:

„Jeder findet hier etwas anderes. Dem einen gefällt das Fliegen. Dem anderen die Erholung. Der dritte mag Fischen im See.“

Der Mann glaubt, dass jede Region einen Flugplatz braucht:

„So dass im Fall einer Naturkatastrophe man alle Gemeinden erreichen kann. In den USA hat jede Stadt einen Flugplatz. Bei uns in der Ukraine, wenn jeder Bezirk seinen Flugplatz hätte, wäre das ganz toll. Aviatik ist ein sehr vielfältiger Bereich – alles ist möglich.“

Oleksandr vergleicht Gleitschirm mit einem Motorrad:

„Gleitschirm ist wie Motorrad im Leben. Ihr möchtet fahren, aber sehr weit werdet ihr nicht kommen mit dem Motorrad, genauso wie mit dem Gleitschirm.“

Für Oleksandr ist der Flug mit dem Gleitschirm nicht eine Entfernung, sondern eine Freude, nicht eine Route, sondern eine Inspiration:

„Ich fliege keine Routen, ich fliege für Spass. Das ist für mich wie mit dem Fahrrad zu fahren. Zum Beispiel ich möchte in die Berge. Ich nehme Gleitschirm, fliege dorthin, pflücke Brombeeren, Himbeeren damit ich etwas zum Naschen habe, bereite mich zum Abflug vor und fliege nach unten. Ich lande direkt neben dem Haus im Dorf.“

Gegenüber Luftballons ist Oleksandr skeptisch:

„Also bei Luftballons bin ich etwas skeptisch. Man braucht eine Mannschaft, das Ballon muss parat sein, sie machen alles fertig und versuchen, den Wind zu fangen. Es hat seine Romantik. Ich habe das mal ausprobiert. Man steht wie auf dem Balkon und fliegt dorthin, wo man hingezogen wird. Man kann nicht so einfach die Brombeeren pflücken fliegen. Man müsste das Ballon da oben lassen.“

Oleksandr meint, dass die Ultraleicht-Fliegerei bald zu einem neuen öffentlichen Verkehrsmittel sich entwickeln könnte:

„Ich glaube, dass es irgendwann passieren wird. Es gab viele Gespräche zwischen Piloten, dass man auf BlaBlaCar ein Flugzeug-Service anbieten soll. Es gibt viele Leute, die regelmäßig irgendwohin fliegen. Es ist kein Problem, zusätzlich 2-3 Leute an Board mitzunehmen und z.B. nach Kyjiw oder Schytomyr oder sonst wohin zu fliegen.“

Oleksandr behauptet, dass die teuerste Preiskomponente die Anschaffung des Flugzeugs ist. Andere Ausgaben sind nicht zu hoch für diejenigen, die Ihre Zeit wertschätzen:

„Die grössten Kosten sind für die Anschaffung des Flugzeugs. Die Betriebskosten sind eigentlich nicht zu hoch. Wenn man rechnet, dass der Verbrauch vom Kraftstoff im Durchschnitt etwa 20 Liter pro Stunde beträgt und man in 2 Stunden von hier nach Kyjiw fliegen kann, sind das keine grossen Kosten. Die Betriebskosten kommen natürlich noch dazu. Für die Leute, die Ihre Zeit schätzen, sind 100 oder 50 Dollar, um von hier nach Kyjiw zu fliegen, kein großes Problem. Aber alles liegt am Preis des Flugzeugs. Ein gutes Flugzeug kostet 200.000 Dollar oder mehr. Das ist wie Taxi, aber mit dem Hubschrauber statt dem Auto.“

Nicht-zufällige Begegnungen

Als Stepan Krasilytsch endlich den Flugplatz gegründet hat, hat er entschieden aus Dankbarkeit den Piloten Najdenko zu finden, den Piloten, der als erster ihn an Board des Hubschraubers MI-6 mitgenommen hat. Ohne diesen Menschen würde Stepan wahrscheinlich nicht fliegen:

„Ich habe angefangen, ihn zu suchen. Zuerst habe ich in sozialen Medien gesucht, aber da gab es nichts. Ich schrieb einen Brief an die Fernsehsendung ‚Warte auf mich‘, dass ich einen Mann suche, der nicht weiß, dass seine Tat vor 40 Jahren zur Entstehung des Camps ‚Tchota Krylatych‘ geführt hat. Die Fernsehleute waren an der Geschichte interessiert. Und dann haben sie mich angerufen. Ich habe gleich verstanden, dass sie ihn gefunden haben. Wir haben uns in Kyjiw getroffen. Er wohnt jetzt in der Poltawa Region. Das Dorf wurde wahrscheinlich [im Rahmen des Dekommunisierungsgesetzes] umbenannt, weil es Radjanske (Sowjetisch) geheissen hat. Das ist 30 Kilometer von Dnipropetrowsk [umbenannt in Dnipro] entfernt. Er lebt bis jetzt dort. Ohne ihn würde dieses Camp hier nicht existieren. Wenn ich damals irgendwo anders gegangen wäre, würde das alles hier nicht existieren.“

Життя послало Степану чимало однодумців та помічників. А також — несподівану фінансову допомогу.

Одного разу в гості до Степана Красілича завітав Юрко Ференцевич, наймолодший учасник дивізії СС „Галичина“:

„І каже — ми їздимо по тих місцях, де воювали, й упорядковуємо могили наших побратимів. Ми б хотіли лишити по собі пам’ять. Нам у Вас сподобалось. Якшо Ви маєте якісь види на розвиток вашої оселі, то подайте нам на папері, якщо нашим (братству — авт.) сподобається, то ми би хотіли профінансувати.“

„Я взяв фотоапарат, став на той горб, а тут дерев ше не було, дерева такі мацюнькі були. І сфотографував оцей берег, й у фотошопі намалював хатки, їдальню, і той проект називався «Дивізійна лава». Перша хатка вища, а потім усі дивізійні однакові. І їм послав до Нью-Йорка, і вони уподобали собі той проект. Ну й ось він стався.“

Незадовго потому, з ініціативою прокласти тут злітну смугу, з’явився той самий колишній командир Степана Красілича, нині вже покійний, Валерій Щербаков:

„Каже: «Я хочу злітну смугу. Забирай всьо звідти й роби тут.» Мені два роки пішло на то, шоби всьо забирати, бо там має бути злітна смуга. Й от сталося.“

Часом людина може вважати певну ідею абсолютно своєю, проте вона не втілиться в життя без внеску інших небайдужих людей. Історія Степана Красілича — саме про це.

Lebendige Kühlschränke

Oleksandr Krasilytsch betreibt neben dem Flugplatz auch Tierhaltung und hat Ziegen:

„Ich wohne hier seit mehreren Jahren, verstehen Sie? Warum muss ich das alles im Geschäft besorgen? Das ist nicht gescheit. Die Ziegen grasen alleine. Ich nenne sie ‚lebendige Kühlschränke‘. Sie rasen von selber und werden fetter. Wenn ich es brauche – schlachte ich eine. Das war es. Ich habe auch ein Offen. Falls ich kein Brot habe, backe ich das sofort, melke die Ziegen für etwas Milch.“

Die Idee, Ziegen zu halten hat Stepan vom Miteigentümer des Holdings „FEST!“ Yurko Nazarchuk:

„Er sagt mir: ‚Stepan, warum kaufen Sie keine Ziege? Sie haben alle Möglichkeiten!‘. Bevor hatte ich hier nur eine Ziege. Hier wohnten die Jungs, die nichts zum Essen hatten, sie waren als Hütterer hier. Und ich habe eine Ziege gekauft, damit sie etwas Milch haben. Ich habe mich entschieden, eine Ziegenfarm zu gründen. Bum Bum, die eine hat eine Ziegenkitze bekommen, die andere auch. Plötzlich sind das so viele. Diesen Frühling habe ich 22 Ziegen gezählt.“

Stephan macht Käse nach einem alten lokalen Rezept:

„Ich habe Wurda gemacht, sogar Yurko Nazarchuk hat das gekostet. Er kam hierher und hat gelernt zu fliegen, und ich habe Budz und Wurda [traditionelle Käsesorten, die in Transkarpatien gemacht werden – Üb.]. Er hat dann den Käse mitgenommen und gesagt, dass sein Geschmack sehr fein ist. Meinen Käse mache ich sehr gut, da ich ältere Leute gefragt habe und sie haben mir erzählt, wie sie damals gemacht haben.“

Stepan macht nicht nur wunderbare traditionelle Käsen, sondern hat eigene Methodik der Ziegenhaltung entworfen:

„Es geht darum, dass ich denen nichts zum Essen gebe. Absolut nichts. Sie leben als Wildtiere, aber wissen, wo sie übernachten gehen können. Wenn eine Ziege Kitze hat, verstecke ich sie nicht, sie trinken Muttermilch. Wenn ich die brauche, wenn ich brauche, sperre ich die Ziegen in eine separate Scheune und melke sie und mache Wurda und Brynza. Wenn ich genug davon habe, öffne ich die Scheune und sie grasen alleine – sie kennen mich nicht und ich kenne sie nicht.“

1978 hat Stepan Krasilytsch seinen ersten Drachenflieger aus Holz gebaut. Damals hatte er keine Ahnung, wohin ihn sein Schicksal hinführen wird. Heute erzählt er über seine Pläne für die Zukunft:

„Wir müssen dieses Haus da drüber fertig bauen, wir müssen den Hangar fertigmachen, damit junge Leute hierherkommen und an Flugzeugapparaten basteln können. Wenn sie das selber basteln und fliegen können, dann können sie stolz sein, dass sie so was selber geschafft haben.“

Er erzählt über die Freude bezüglich Erfolge seiner Schüler:

„Ich habe irgendwann eine Gruppe für die Aviamodellierung geführt. Diese Kinder, die am Modell 2 Monate lang gebastelt haben, sie haben es innerhalb von 5 Sekunden kaputt gemacht. Sie haben nicht geweint, dass sie es kaputt gemacht haben – sie gingen und haben einfach weitergemacht. Sie wussten schon, was und wie sie das machen sollen und haben es selbständig gemacht. Und sie haben gelernt zu fliegen und Modellflugzeuge zu steuern. Der eine fliegt gerade, der andere macht die Buckel, der dritte macht eine Drehung über das Zentrum, der vierte kann schon mit den Rädern nach oben drehen und so kann man zur Rückwärtssteuerung kommen. Und das alles speichert unser Gehirn. Weil das Gehirn gleich wie ein Computer ist, weil der Computer dem Vorbild des Menschen nach gemacht wurde. Ihr kennt schon, wer den Menschen erschaffen hat.“

Die Leidenschaft der Krasilytsch Familie für Ihre Sache inspiriert. Solche Hingabe ist die beste Garantie für die Qualität. Und die Existenz der Flugpiste trotz allen Schwierigkeiten zeugt davon, dass die richtige Einstellung eine richtige Motivation für das eigene Leben erschaffen kann und das Leben der Mitmenschen bunter machen kann.

Wie wir gefilmt haben

Про те, як ми їхали до Луквиці й дорогою стали свідками бійки двох корів; побачили собачу буду, зроблену із корпусу літака, а також вчилися літати на дельтаплані дивіться у нашому новому відеоблозі.

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autor des Textes:

Jaroslaw Karpenko

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Fotografin:

Alina Kondratenko

Projektproduzentin:

Olha Schor

Kameramann:

Oleksandr Portjan

Kameramann,

Tontechniker:

Pawlo Paschko

Regisseur,

Filmeditor:

Mykola Nossok

Filmeditorin:

Lisa Lytwynenko

Drehbuchautorin:

Karyna Piljugina

Bildredakteur:

Olexandr Chomenko

Übersetzerin:

Daryna Arjamnowa

Folge der Expedition