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Die groß angelegte Invasion Russlands in der Ukraine hat nicht nur die Ukrainer in eigenem Land, sondern auch auf der ganzen Welt zusammengebracht: von Polen, Tschechien und Bulgarien bis hin zu den USA, Mexiko und Vietnam. Tausende von Menschen helfen der Ukraine, indem sie Autos und Krankenwagen für die Frontlinie kaufen, ukrainische Flüchtlinge beherbergen und Veranstaltungen zur Unterstützung der Ukraine organisieren. In dieser Publikation haben wir ein Mosaik von Freiwilligeninitiativen aus verschiedenen Ländern zusammengestellt, die sich vereinigt haben, um der Ukraine zu helfen. Diese Liste ist nicht vollständig, aber sie zeigt deutlich, dass die vereinten Ukrainer nicht besiegt werden können.

Seit ein paar Jahren erkundet das Ukraїner-Team ukrainische Kontexte in verschiedenen Ländern und dokumentiert Geschichten von Einzelpersonen und Organisationen, die Initiativen zur Unterstützung und Entwicklung der Ukraine und der Ukrainer im Ausland ins Leben rufen. Unsere Helden, die aus verschiedenen Gründen in der Emigration leben, realisieren internationale Projekte, pflegen ukrainische Kultur, Bildung usw. Eine Reihe solcher Geschichten aus Deutschland und Großbritannien sowie einzelne Geschichten aus den USA, Australien und Estland wurden bereits veröffentlicht. Seit Beginn der russischen Invasion ist die Rolle der ukrainischen Diaspora bei der Unterstützung der Ukraine nur noch größer geworden. Ukrainer im Ausland helfen der Ukraine, sich zu verteidigen, das Leben ihrer Kinder zu retten und ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.

Hilfe für das ukrainische Militär und medizinisches Personal

Nach dem Einmarsch der Russen am 24. Februar hat sich die Zahl der Wehrpflichtigen in der Ukraine vervierfacht, so dass nun mehr als eine Million Menschen das Land verteidigen. Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksij Resnikow ist die ukrainische Frontlinie etwa 2.500 km lang (vergleichbar mit den Frontlinien des Zweiten Weltkrieges!). Um in verschiedenen Richtungen verteidigungsbereit sein zu können, musste sich das Land schnell mobilisieren. Da der Staat im Krisenfall keine so große Menge an Menschen zur Verfügung stellen kann, decken ukrainische Freiwilligen einen Teil des Bedarfs ab.
Allerdings ist es nicht immer möglich, die während des Krieges benötigten Güter in der Ukraine zu besorgen. In solchen Fällen ist die internationale Logistik von sehr großer Bedeutung. Freiwillige Helfer aus dem Ausland schicken Autos, Drohnen, medizinische Hilfsgüter, Funkgeräte und andere notwendige Ausrüstung in die Ukraine.

Medizinische Ausrüstung und Krankenwagen aus den Niederlanden

Die Organisation Zeilen van Vrijheid („Segel der Freiheit“) kauft Medikamente, Krankenwagen, medizinische Ausrüstung und Arzneimittel in den Niederlanden ein und liefert sie an medizinische Einrichtungen in der Ukraine. Die Gründerin der Organisation, Weronika Muzej berichtet, dass sie während des großangelegten Krieges (Stand August 2023) mehr als 80 Krankenwagen nach Kyjiw, Saporischschja, Tschernihiw, Mykolajiw, Charkiw und in einige Städte im Osten der Ukraine geschickt hat. Darunter befanden sich vier Neugeborenen-Ambulanzen, die das Leben von Frühgeborenen retten. Die freiwilligen Helfer spendeten auch ein Feuerwehrauto, Evakuierungsfahrzeuge für den Transport von Verwundeten von der Frontlinie und Tonnen von Arzneimitteln.

Während der ersten Hilfskonvois wurden jeweils zwei Ambulanzwagen und sieben Unterstützungsfahrzeuge geschickt. Innerhalb von zwei Tagen schaffen die Autos 1500 km von den Niederlanden bis zum Kontrollpunkt Krakowiec, nahe der ukrainisch-polnischen Grenze. Während des Kriegsrechts müssen ukrainische Männer spezielle Genehmigungen beantragen, um ins Ausland reisen zu können (und nicht allen gelingt es). Die ausländischen Fahrer sind wiederum nicht daran interessiert, Autos direkt in das Kriegsgebiet zu bringen. Aber es gibt immer noch Freiwillige, die helfen, Rettungswagen aus den Niederlanden in die Ukraine zu transportieren und danach nach Hause zurückkehren.

„Das bedeutet, dass man sich nicht in einer Komfortzone in den Niederlanden befindet, sondern irgendwo auf dem Territorium der Europäischen Union und die letzte Station der ukrainische Grenzübergang ist.“

Trotz der anstrengenden Anreise haben viele Freunde und Bekannte von Weronika aus der ganzen Welt – aus den Niederlanden, Spanien, Brasilien – zugestimmt, den Ukrainern zu helfen, denn sie können nicht abseits stehen. Sie berichtet, dass sich sogar Walerij Saluzhnyj, der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, bei ihrer Organisation für ihre Hilfe mit den Ambulanzwagen bedankt hat! Später erhielt die Gründerin der Organisation ein Ehrenabzeichen „Für Verdienste um die Streitkräfte der Ukraine“.

Weronika wird von den Ergebnissen ihrer Arbeit inspiriert:

„Wenn man sieht, dass man mit einem Auto, das wir zufällig gekauft und nach Charkiw geschickt haben, mehr als 250 Menschen aus zerstörten Gebäuden evakuieren konnte, die sich nicht selbständig bewegen konnten, dann motiviertes einen, noch mehr zu arbeiten.“

Pickups für das Militär

Taras Wynnyk, der Mitbegründer von Travel Bastards, organisiert individuelle Reisen um die Welt. Den Beginn der russischen Invasion auf die Ukraine erlebte er auf einer seiner Reisen: Er flog von den Kanarischen Inseln nach Warschau, wo er mit seinen Freunden plante, kugelsichere Westen in Europa zu kaufen. Als die Aktivisten jedoch feststellen, wie viele Nuancen es bei den kugelsicheren Westen zu beachten gibt, gingen sie dazu über, Pickups (Autos mit offener Ladefläche) für das ukrainische Militär zu kaufen, mit denen sie sich gut auskannten.

„Wir haben bereits 100 Fahrzeuge in die Ukraine gebracht. Dazu gehören Pick-ups, Krankenwagen, Rettungsfahrzeuge und Autos mit Allradantrieb.“

Die Autos werden vom Militär und den Sanitätern an der Front dringend benötigt. Doch leider sind sie ein Verbrauchsmaterial, von dem es nie genug geben kann. Deshalb bringen Freiwillige immer wieder Fahrzeuge nach Lwiw. Dort werden sie repariert, lackiert und kugelsicher gemacht. Freunde in der Ukraine helfen dabei unentgeltlich:

„Wir haben den Grundsatz: Da diese Fahrzeuge in den Krieg ziehen, versuchen wir, alle Autos so perfekt wie möglich zu machen.“

Taras stellt fest, dass die Spendenbereitschaft im Vergleich zur ersten Woche des Krieges zurückgegangen ist, aber man darf nicht vergessen, dass der Krieg weitergeht und die ukrainischen Streitkräfte Munition, Kleidung und Transportmittel benötigen. Sowohl das Militär als auch die Freiwilligen sind vom Krieg erschöpft, aber Taras wird durch seine Tochter motiviert:

„Ich möchte, dass sie in der Ukraine lebt, in Frankiwsk. Ich will nicht, dass sie ein Gast in einem fremden Land ist. Ich möchte, dass meine Tochter zu Hause in ihrer Heimatstadt aufwacht, dass sie spazieren gehen kann, ohne Angst vor einer Rakete haben zu müssen. Ich denke, jeder hat diese Motivation — dass unsere Kinder in einer freien Ukraine aufwachsen und ihre Kinder dort großziehen können.“

USA: Razom for Ukraine

Razom for Ukraine — ist eine gemeinnützige ukrainisch-amerikanische Menschenrechtsorganisation, die während der Revolution der Würde gegründet wurde und die Ukraine seit 2014 im Kampf gegen die russischen Besatzer unterstützt. Seit dem Beginn der groß angelegten russischen Invasion ist sie zu einer der wichtigsten amerikanischen Zentralen für die Unterstützung der Ukraine geworden. Eine Woche vor dem 24. Februar begann die Organisation mit dem Kauf von Erste-Hilfe-Kits für ukrainische Streit- und Territorialverteidigungskräfte. Razom for Ukraine schickte insgesamt Zehntausende von individuellen Verbandskästen in die Ukraine. Mit der Zeit begannen die freiwilligen Helfer, die ukrainischen Verteidiger mit Funkgeräten, Drohnen und Satellitentelefonen zu unterstützen. Sie liefern auch Lebensmittel in die Städte und Dörfer, die von der russischen Invasion betroffen sind, und leisten humanitäre Hilfe für die Menschen in den Kriegsgebieten, für Binnenvertriebene und für die Bewohner der befreiten Städte und Dörfer.

Darüber hinaus hat die Organisation Zuschussprogramme für ukrainische Wohltätigkeitsorganisationen eingerichtet, die den humanitären Bedarf der betroffenen ukrainischen Bevölkerung decken; derzeit sind es etwa 40 Organisationen. Insgesamt wurden bis Juli über 38 Millionen Dollar für die Ukrainehilfe ausgegeben.

Außer den USA kommen die Spenden aus der ganzen Welt: Taiwan, Hongkong, Südkorea und aus europäischen Ländern. Marija Henkin, Mitglied des Vorstands von Razom for Ukraine, sagt, dass sie gerührt sei von der enormen Unterstützung durch einfache Amerikaner: Die Zentrale der Organisation bewahrt Briefe auf, die Menschen zusammen mit ihrer Hilfsgütern geschickt haben. Darin bedanken sich die Wohltäter bei den Freiwilligen und erklären, warum sie die Ukraine unterstützen. Sogar Kinder haben uns geschrieben.

„Die enorme Unterstützung der Amerikaner haben alle Ukrainer in Amerika gespürt, besonders in den ersten Monaten.“

Drohnen für ukrainische Streitkräfte

Oleksandr Tjutjunnyk ist ein Luftfahrtingenieur, der seit über 15 Jahren in den USA lebt. Vor der russischen Invasion war er hauptsächlich in der Luftfahrt tätig und exportierte Kleinflugzeuge in sein Heimatland. Jetzt kauft Oleksandr Drohnen für die ukrainischen Streitkräfte und entwickelt zusammen mit seinen Freunden unbemannte Luftfahrzeuge, die senkrecht starten und landen können:

“Sie sind wie ein ‘Bayraktar’, aber nur halb so groß, mit einer Flügelspannweite von 3,5 Metern. Sie brauchen keine Landebahn und kein Katapult, sie können bis zu 100 Kilometer weit fliegen und mehr als zwei Stunden in der Luft bleiben.“

Bayraktar
Eine türkische Kampfdrohne, die eine Geschwindigkeit von bis zu 222 km/h erreicht und einen Tag lang in der Luft bleiben kann. Reichweite — von bis zu 300 km.

Die Erfinder entwickeln Bodenkontrollstationen für die Drohnen, schreiben Software und fertigen Verfolgungsantennen, Überwachungskameras, Wärmebildkameras, Lasermessgeräte zur Bestimmung der Koordinaten eines Ziels am Boden sowie Sensoren für Flüge im Falle von Störungen der Satellitenkommunikation und Funkübertragungen an.

Als es im März weltweite Proteste gab, die eine Sperrung des Luftraums über der Ukraine forderten, organisierten Oleksandr und seine Pilotenfreunde den Flug einer riesigen ukrainischen Flagge über Los Angeles und Chicago mit der Aufschrift „Schließt den Himmel über der Ukraine“. Diese Aktion hieß „Unterstützung vom Himmel“.

„Dann tauchten nach und nach Videos von getroffenen Drohnenangriffen auf, und die ‘Unterstützung vom Himmel’ ging organisch in die nächste Phase des Projekts über, welches den Namen ‘Unterstützung vom Himmel mit Drohnen’ trug“.

„Dnipro“. Manchester

Oksana Nepyjwoda ist Ukrainerin, die seit sieben Jahren in Manchester, Großbritannien lebt. Als der großangelegte Krieg losging, begann sie, sich ehrenamtlich im ukrainischen Sozialzentrum „Dnipro“ zu engagieren. Zusammen mit anderen Aktivisten organisiert Oksana Wohltätigkeitsmärkte, auf denen verschiedene Köstlichkeiten, Souvenirs, Schmuck und Gemälde verkauft werden, die auch in der Ukraine hergestellt wurden. Einmal wurde das T-Shirt des ukrainischen Fußballspielers Oleksandr Sintschenko auf dem Markt verkauft , eines Spielers der Fußballmannschaft von „Manchester City“. Die Freiwilligen planen, für den Erlös medizinische Geräte für die Ukraine zu kaufen.

Das ukrainische Sozialzentrum organisiert Märsche und Kundgebungen im Zentrum von Manchester gegen den Einmarsch Russlands in die Ukraine. Vor allem im Juni 2022 gingen die Menschen mit ukrainischen Fahnen auf die Straße, um die Verteidiger von Mariupol zu unterstützen.

Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine

Seit dem Beginn der groß angelegten Invasion Russlands sind Millionen von Ukrainern ins Ausland geflohen, um sich vor dem Krieg zu retten. Ausländische Regierungsstellen stellen Programme zur Bereitstellung von Unterkünften, Sozialleistungen und humanitärer Hilfe auf. Es gibt jedoch auch informelle Organisationen, die Flüchtlinge aus der Ukraine unterstützen und ihnen helfen, sich an das Leben in der Fremde anzupassen.

Hilfe für Flüchtlinge in Polen

Jana Oparij wurde in Sumy geboren und lebt seit 2021 in Polen. Seit dem 24. Februar widmet sie den Großteil ihrer Zeit der Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge. Jana sagt, dass sie zu Beginn des großangelegten Krieges von Ort zu Ort eilte, um den Menschen zu helfen, und erst Ende März machte sie sich einen klaren Handlungsplan.

Also begann sie, den Ukrainern bei ihrem Papierkram zu helfen. Sie stellte fest, dass viele Polen auch den Ukrainern bei der Registrierung und der Arbeitssuche helfen. Zusammen mit anderen Freiwilligen hat sie die Website Informator Warszawa eingerichtet. Hier findet man Informationen darüber, wie man Hilfe und Unterstützung für Ukrainer erhalten kann: psychologisch, rechtlich, mit Kleidung und Unterkunft.

Jana berichtet, dass sie die Flüchtlinge aus der Ukraine an ihren Augen erkennt: Sie unterscheiden sich von den anderen Menschen in Polen, indem sie verwirrt seien und nicht wüssten, wie sie weiter leben sollten. Die Freiwilligen suchen nach psychologischer Hilfe für die Flüchtlinge, brauchen diese jedoch auch selbst.

„Ich bin zu einem Psychologen gegangen, weil das irgendwann notwendig wurde. Die ganze Welt, die du vor dem 24. Februar vor deinen Augen hattest, ist einfach zusammengebrochen, und aufgrund der Erschöpfung, der Müdigkeit, die sich in all den Tagen angesammelt hat, der Hilflosigkeit, blockiert dein Bewusstsein, und du brauchst jemanden, der dir hilft, der dich beruhigt und erklärt, was passiert ist und warum am Ende alles gut sein wird.“

Hilfe für ukrainische Flüchtlinge in Bulgarien

Tetjana Toschewa ist eine Philologin und Lehrerin für ukrainische Sprache und Literatur und lebt seit 12 Jahren in Bulgarien. Sie sagt, dass sie seit 2014 tief in den ukrainischen Kontext eingetaucht ist, nachdem sie gesehen hat, wie die russischen Besatzer Ukrainer töten, weil sie unabhängig sein wollen:

„Mir wurde klar, dass das ukrainische Volk sich vom russischen Volk dadurch unterscheidet, dass es bereit ist, für seine Freiheit und seine Sprache zu sterben. Damals stellte sich für mich alles auf den Kopf. Ich erkannte, wer ich bin, änderte meinen Lebensstil, meine Einstellung zu mir selbst und zu meinen Freunden.“

Tetjana glaubte nicht, dass Russland einen groß angelegten Krieg gegen die Ukraine beginnen würde, aber als dies geschah, begann sie nach Möglichkeiten zu suchen, den Ukrainern zu helfen. In der bulgarischen Hauptstadt Sofia fand sie die Stiftung „Mutter Ukraine“, in der Flüchtlingen aus der Ukraine geholfen wird: mit psychologischer Betreuung und materieller Hilfe. Sie wurde dort zur Aktivistin.

„Alles wird von einfachen Menschen gebracht. Wir sind von den Bulgaren abhängig, die uns all das bringen: Lebensmittel, Geschirr und Kleidung.“

Hilfe für Kinder in Tschechien

Vor dem großen Krieg unterrichtete Olena Sahrebina Kinder an einer Kunstschule in Tschernihiw. Im März wurde sie nach Prag evakuiert und begann in der AVU-Galerie Workshops für Flüchtlingskinder aus der Ukraine anzubieten. Die Kinder malen, basteln aus Ton und singen.

Olena sagt, dass die tschechischen Künstler sehr gut die Ukrainer behandeln und organisieren speziell für ukrainische Kinder Kurse, bei denen sie manchmal als Dolmetscherin tätig ist. Die Kinder kamen aus verschiedenen Städten: Kyjiw, Butscha, Charkiw, Zentralukraine und kleinen Dörfern. Sie alle haben unterschiedliche Geschichten. Olena spricht mit den Kindern über ihre Erlebnisse:

„Ich habe beschlossen, Vögel zum Hauptthema dieser Workshops zu machen. Ich lade die Kinder dazu ein, ihren eigenen Vogel zu basteln: zu zeichnen, auszuschneiden, eine Maske oder ein ganzes Kostüm zu entwerfen, damit sie die Lebensfreude wieder spüren, die ihnen jetzt so fehlt. Trotz der Tatsache, dass wir sehr herzlich aufgenommen werden und wir alle eine sehr gute Unterkunft haben, brauchen wir diese warmen Gefühle, besonders die Kinder.“

Am Ende der Workshops organisierte Olena einen „Vogelmarsch“, der die Ankunft des Frühlings und den Beginn des Vogelgesangs symbolisieren sollte. Die Idee wurde noch in Tschernihiw entwickelt: Die Künstlerin versammelte die Kinder und sie lauschten gemeinsam den Vögeln und spielten Musikinstrumente. Sie sagt, dass sich dadurch alle wie im Frühling fühlten. Und während des großangelegten Krieges bekam der „Vogelmarsch“ eine andere Bedeutung:

„Angesichts der Tatsache, dass wir uns hier zu Zeiten des Krieges befinden, wollten wir diesem Marsch eine weitere Bedeutung verleihen: Der Vogel ist ein Symbol des Friedens, und unser Marsch bietet die Möglichkeit, zu sagen, dass der Sieg jeden Tag näher rückt, und dass er unbedingt kommenwird.“

Hilfe für ukrainische Flüchtlinge in Ungarn

Kostjantyn Bochorskyj lebt seit 2014 in Ungarn. Er erinnert sich, wie er am Morgen des 24. Februar die Berichte über die russischen Bombenangriffe auf die Ukraine sah und es ihm kalt den Rücken runterlief. Der Beginn der groß angelegten russischen Invasion war der schwierigste Moment in seinem Leben. Er kündigte seinen Job und begann, Ukrainern zu helfen.

„Ich konnte nicht anders handeln. Ich musste helfen, weil ich wusste, dass die Menschen meine Hilfe brauchten.“

Zuerst trafen sich die ukrainischen Ungarn mit den Flüchtlingen am Budapester Bahnhof und halfen denjenigen, die vor dem Krieg flohen. Später schlossen sie sich in einer Zentrale zusammen. Hierher kommen die Ukrainer und erzählen, was benötigt wird.Später bringen die Fahrer den Flüchtlingen das, was gebraucht wird. Sie sammeln auch humanitäre Hilfe und schicken sie in die Ukraine.

Aktionen zur Unterstützung der Ukraine im Ausland

Es ist wichtig, dass möglichst viele Menschen im Ausland die Wahrheit über die russische Invasion in der Ukraine erfahren, denn sonst werden die Russen weiterhin ihre Propaganda verbreiten. Um dieses Thema im globalen Informationsfeld zu halten, werden in verschiedenen Teilen der Welt Veranstaltungen zur Unterstützung der Ukraine abgehalten. Bei diesen Veranstaltungen werden oft Spenden für die Ukrainehilfe gesammelt. Wir haben bereits über die Aktionen zur Unterstützung von Mariupol in Tschechien, Moldawien, Litauen und Österreich, über Gedenkfeiern in Polen, Ungarn und den USA für ukrainische Kinder, die von Russen ermordet wurden, sowie über Informationsunterstützung der Europäer im Allgemeinen berichtet.

Vietnam

Alina Lypowenko lebt seit etwa sechs Jahren in Hanoi, der Hauptstadt von Vietnam. Nach der großangelegten Invasion Russlands überlegte sie, dass die Ukrainer im Ausland denjenigen helfen sollten, die in der Ukraine geblieben sind. Alina beschloss, so viele Menschen wie möglich über den Krieg zu informieren und sie zu ermutigen, den Ukrainern zu helfen. Sie sagt, dass die ukrainische Gemeinschaft in Vietnam vereinigt und freundlich ist, so dass es einfach war, Menschen zu finden und Veranstaltungen zur Unterstützung der Ukraine zu organisieren.

Die erste Veranstaltung fand in der ukrainischen Botschaft in Hanoi statt und wurde von ca. 1000 Menschen besucht. Sie kauften Souvenirs und probierten Köstlichkeiten, die von den Volontären zubereitet wurden. Die Aktivisten sammelten bei der Veranstaltung etwa 50.000 US Dollar und überwiesen das gesamte Geld in die Ukraine.

Aufgrund der neutralen und manchmal pro-russischen Haltung der offiziellen vietnamesischen Regierung zum russisch-ukrainischen Krieg können viele Einheimische die Ukraine nicht öffentlich unterstützen, um ihren Job nicht zu verlieren. Daher war die nächste Veranstaltung inoffiziell, wurde aber dennoch von vielen Menschen besucht: Viele von ihnen waren in der Ukraine und fühlen mit den Ukrainern mit. Sie helfen mit Geld und kaufen Kunstwerke ukrainischer Künstler. Alina glaubt, dass solche Maßnahmen jetzt wichtig sind:

„Wir zeigen, wer wir sind, wozu wir fähig sind, warum wir unser Land verteidigen und warum wir Hilfe brauchen. Auf diese Weise zeigen wir, warum die Ukrainer frei sein sollten.“

Mexiko

Anna Lyssun hilft Ukrainern aus Mexiko, der Hauptstadt von Mexiko. Sie erinnert sich daran, wie die ukrainische Gemeinschaft in der Stadt bis zum 24. Februar friedliche Kundgebungen abhielt, um den Abzug der russischen Truppen von den Grenzen der Ukraine zu fordern. Jedoch änderten sich die Menschen mit dem Ausbruch des Krieges dramatisch.

„Die Ukrainer können nicht mehr mit einem Plakat ‘Frieden für alle’ auf die Straße gehen, sondern mit einem, auf dem die Aufschrift ‘Sieg für die Ukraine’ steht.“

Jeden Sonntag organisiert die Gemeinschaft Aufführungen in Mexiko. An einem Tag gingen Frauen in weißen Kleidern, befleckt mit roter Farbe, auf die Straße, um die Kriegsverbrechen der russischen Soldaten an der ukrainischen Zivilbevölkerung zu symbolisieren. Sie brachten auch „mit Blut gefärbte“ Haushaltsgeräte mit, als Symbol dafür, dass die Russen die Häuser der Ukrainer plündern.

„Zu jeder Kundgebung kamen viele Medien, wir wurden auf den Seiten der lokalen Zeitungen abgebildet, und sie erstellten Berichte über uns.“

Daraufhin beschlossen die Aktivisten, dass Proteste allein nicht ausreichen und begannen, humanitäre Hilfe zu sammeln. Da die mexikanischen Behörden die Sammlung von Hilfsgütern für das Militär nicht zulassen, helfen Freiwillige der ukrainischen Zivilbevölkerung mit medizinischen Hilfsgütern und Lebensmitteln.

„Unser Ziel war es, Amerika zu zeigen, was in der Ukraine passiert, dass Ukraine ein unabhängiges Land und Russland der Aggressor ist.“

Blockade der polnisch-weißrussischen Grenze

Die Aktivistin Natalka Pantschenko organisiert zusammen mit Gleichgesinnten Kundgebungen zur Unterstützung der Ukraine in der polnischen Hauptstadt. Am Tag des Kriegsbeginns protestierten sie vor der russischen Botschaft gegen die Invasion. Danach setzten sie ihre täglichen Aktionen fort, um auf die russische Aggression aufmerksam zu machen.

„Wir haben die Leute gebeten, Medikamente mitzubringen. Wir stellten eine Liste ins Internet, was genau gekauft werden musste. Die Menschen rannten durch ganz Warschau, kauften das Notwendige in den Apotheken und brachten es zu ihren Autos. Und die Fahrer machten sich während der Aktionen direkt auf den Weg in die Ukraine.“

Natalka Pantschenko erzählt, dass sie und die Aktivisten festgestellt haben, dass alles, was aus Europa nach Russland kommt, per LKWs transportiert wird, weil der Himmel und das Meer geschlossen sind. Deshalb begannen Aktivisten im März, diese Lastwagen an der Grenze zu blockieren und forderten die polnische Regierung sowie die EU-Behörden auf, die Lieferung von Waren an den Aggressorstaat vollständig zu verbieten.

„Ich ging zur Polizei und informierte sie, dass wir eine spontane, unbefristete Aktion ankündigen, meldete sie dort gleich an, ging vor den Lastkraftwagen und stellte mich hin. So hielt der erste LKW an. Er hat nur angehalten, weil sich Leute davor gestellt haben.“

Fast einen Monat lang blockierten die Aktivisten die Einfuhr von Waren aus Europa nach Russland. Natalka erinnert sich, dass sich viele Menschen aus polnischen Städten an den Aktionen beteiligten, manche kamen sogar aus der Ukraine. Und dank der massiven Beteiligung hatten die Aktivisten Erfolg: Im April wurde den LKWs aus Russland und Bulgarien verboten, in die EU einzureisen. Die LKWs, die sich bereits in der EU befanden, mussten bis zum 16. April ausreisen.

„Wäre ich allein gekommen und hätte mich an der Grenze vor den Lastwagen gestellt, hätte sich wohl nichts geändert. Nein, wir haben es gemeinsam geschafft. Dank Menschen, die alles stehen und liegen gelassen haben, um an die Grenze zu kommen. Dank Menschen, die zu unseren Aktionen kommen. Dank Tausenden von Menschen wurde unsere Initiative wahrgenommen.“

Natalka ist überzeugt, dass die Ukrainer der ganzen Welt von der russischen Invasion erzählen sollten.

„Jede Gelegenheit, über die Ukraine zu sprechen, sollte genutzt und nicht vernachlässigt werden. Wir müssen diesen Informationsraum aufrütteln und dafür sorgen, dass er ständig mit der Ukraine gefüllt wird.“

Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Autorin des Textes:

Maryna Kulinitsch

Chefredakteurin:

Natalija Ponedilok

Redakteurin:

Anastasija Sjerikowa

Projektproduzentin,

Themenrecherche:

Julija Dunajewska

Produktionsassistentin,

Kamerafrau,

Interviewerin:

Diana Stukan

Projektproduzentin:

Olha Oborina

Karyna Piljugina

Sprecherin:

Kateryna Petraschowa

Kameramann:

Wolodymyr Kossarewytsch

Taras Wynnyk

Oleksandr Tjutjunnyk

Kameramann,

Interviewer:

Mykyta Lyssenko

Oleksandr Fejer

Kamerafrau:

Halyna Nudyschtschuk

Jana Oparij

Anna Lyssun

Kamerafrau,

Interviewerin:

Alona Olenytsch

Switlana Schapowal

Filmeditorin:

Nadija Melnytschenko

Regisseur:

Mykola Nossok

Tontechniker:

Dmytro Kutnjak

Tontechnikerin:

Anastasija Klymowa

Bildredakteur:

Jurij Stefanjak

Grafiker:

Anastasija Chadschynowa

Kateryna Ptaschka

Transkriptionistin:

Olha Stulij

Marija Rajewska

Marija Choloschnjuk

Übersetzerin:

Pawlina Misunska

Dr. Larysa Oleksyshyna

Übersetzungsredakteurin:

Mariya Pereyma

Koordinatorin der Übersetzung:

Olena Shalena

Koordinatorin von Ukraїner International:

Julija Kosyrjazka

Chefredakteurin von Ukraїner International:

Anastasija Maruschewska

Content-Managerin:

Anastasija Schochowa

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