Russische Agitationsschriften sehen denen der Nazis verdächtig ähnlich

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Die Digitalisierung der Welt schreitet rasch voran, dennoch sind gedruckte Propagandaflugblätter nicht gänzlich Vergangenheit. Die Geschichte der Weltkriege zeigt, dass sie ein Einflussmittel darstellen, das sich sehr einfach erstellen und verbreiten lässt. Wir haben einige Beispiele für deutsche Agitationsschriften aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gesammelt und sie mit aktuellen russischen verglichen, um deren Ähnlichkeit aufzuzeigen.

Die Erfindung der Druckerpresse führte einerseits dazu, dass Druckerzeugnisse den Gang der Geschichte, des Buchdrucks und der Bildung veränderten. Doch gleichzeitig wurden sie – in Form sogenannter Agitationsschriften – zu einem Instrument des Befeuerns religiöser Konflikte und der politischen Einflussnahme.

Agitationsschriften waren ein populäres Mittel der Massenkommunikation, welches für Propaganda und Gegenpropaganda genutzt wurde. Über Botschaften in kurzen Flugblättern formten Politiker ihr Image und manipulierten die öffentliche Meinung. Während der beiden Weltkriege wurde Agitation zu einer Informationswaffe, die den Gang von realen Kriegshandlungen beeinflussen konnte. Interessanterweise waren Agitationsschriften bis August 1918 von der deutschen Regierung verboten, da diese fand, dass sie nicht den Regeln der Kriegsführung entsprachen. Nachdem ihnen jedoch die starke Wirkung der Agitation des Gegners, nämlich der Länder der Entente, bewusst wurde, gründeten die Deutschen nach dem britischen Vorbild das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit Joseph Goebbels an der Spitze.

Agitationsschriften hatten zum Ziel, den Gegner zu demoralisieren oder informationstechnisch zu desorientieren. Sie stachelten die Zivilbevölkerung zum Aufstand gegen die eigene Regierung an oder versprachen ihr ein besseres Leben im Feindesland. So schrieb ein Experte für Geschichte der Propaganda im Zweiten Weltkrieg, Rudolf Sulzmann, in seinem Buch „Die Propaganda als Waffe im Kriege“, dass die schrecklichste, aber auch die wirkungsvollste Informationskampagne der Alliierten im Ersten Weltkrieg die erfundene Geschichte darüber war, dass die Deutschen die Leichen der gefallenen Soldaten der eigenen und feindlichen Armeen zu Schweinefutter verarbeiteten. Sie führte zu einer weltweiten Welle der Empörung und wurde zum Anlass für den Kriegseintritt Chinas auf der Seite der Entente.

Seitdem haben sich sowohl Techniken zur Beeinflussung und Manipulation von politischen Prozessen und Akteuren als auch die Drucktechnologie deutlich weiterentwickelt, doch Agitationsschriften bleiben auch heute ein unverzichtbarer Teil von Informationskriegen bei jeglichen kriegerischen Auseinandersetzungen. Auch Russland wendete diese auf dem Gebiet der Ukraine an – sowohl nach der vollumfänglichen Invasion als auch davor. Seit Anfang März 2022 fanden ukrainische Soldaten und Zivilisten immer wieder Muster von russischen „Botschaften“ in unterschiedlichen Städten der Ukraine – Tschernihiw, Cherson, Mariupol, Melitopol, Switlodarsk etc. Auf der besetzten Krim wurden Agitationsschriften bereits seit 2014 zu einem beliebten Mittel der „Zombifizierung“ der Bevölkerung.

Aktuelle Muster russischer Agitpropaganda wirken wie ein „Cosplay“ – also eine Imitation – ähnlicher Infoprodukte aus der Zeit von Hitlerdeutschland, welches sich wiederum einst amerikanische Propaganda zum Vorbild nahm. Indem sie Naziflugblätter teilweise oder vollständig kopieren, versuchen russische Behörden auf Ukrainer einzuwirken.

Russische Propagandisten geben sich nicht sonderlich viel Mühe bei der Suche nach neuen Botschaften in ihren Agitationsschriften, so wie die russische Armee keine neuen Verbreitungswege erfindet. Wie schon zur Zeit der beiden Weltkriege oder in späteren bewaffneten Konflikten, werden diese meist aus Flugzeugen abgeworfen. Außerdem werden sie auf Pfosten und Wände in temporär besetzten Gebieten geklebt. Russische Propagandisten führen auch elektronische Informationsangriffe durch und versuchen so, Fakes zu verbreiten oder an persönliche Daten der Adressaten heranzukommen.

Was das Level von Heuchelei und Zynismus angeht, scheint die russische Armee jedoch allen voraus zu sein: Die Artilleristen der sogenannten „DNR“ – der „Volksrepublik Donetsk“ – veröffentlichten am 10. Mai 2022 ein Video darüber, wie sie den Bewohnern der Stadt Switlodarsk und des Dorfes Luhanske in der Oblast Donezk zum 9. Mai gratulierten. Zusammen mit einem Artilleriegeschoss, das ein Wohnhaus traf, schickten sie ihnen Flugblätter. Darin riefen die „Befreier“ die Zivilisten dazu auf, auf sie zu warten und die ukrainische Armee nicht hereinzulassen. Für die ukrainischen Soldaten fügten sie eine Anleitung zum sich Ergeben hinzu. Zum Glück wurde lediglich das Dach des Gebäudes durch diese „Gratulation“ beschädigt.

Agitationsschriften für die zivile Bevölkerung

#wirsindunschuldig #wirführenkeinenkrieg #wirsindfürfrieden #wirgarantierenfrieden

Deutsches Flugblatt

Aktuelles russisches Flugblatt in Melitopol

Text des deutschen Flugblattes:

Bevölkerung Moskaus!

Deutschland wollte keinen Krieg. Die deutsche Armee ist kein Feind des Volkes. Sie kämpft nur gegen die kommunistische Anarchie und gegen die Verbrecher, die im Kreml sitzen.

Eure jüdisch-kommunistische Regierung verursachte diesen Krieg. Sie war es, die die roten Piloten dazu zwang, wehrlose Hauptstädte Finnlands und Rumäniens, Helsinki und Bukarest, zu bombardieren.
Hitler hat seiner Armee befohlen, die unverschämten Angriffe der roten Bomber unverzüglich zu beantworten.

Nun müsst ihr wegen der verbrecherischen Politik von Stalin und seiner Handlanger leiden.

Erhebt euch gegen die Halunken, die euch 24 Jahre lang unterdrückten!
Vertreibt sie!

WENN IHR SIE LIQUIDIERT, WIRD ES NICHT ZU ERNEUTEN DEUTSCHEN LUFTANGRIFFEN KOMMEN!

Text eines aktuellen russischen Flugblattes:

GEEHRTE EINWOHNER MELITOPOLS!

Russland führt keinen Krieg gegen das ukrainische Volk!
Die Regierungsmacht gehört dem Volk und nicht der Junta in Kyjiw!
Russland garantiert euch Frieden und Sicherheit!
Der Zivilbevölkerung droht keine Gefahr!

Während der Durchführung der Spezialoperation der russischen Armee auf dem Gebiet der Ukraine bitten wir euch darum, euch an die folgenden Regeln zu halten:

Verlasst eure Häuser und Wohnorte nicht ohne Notwendigkeit.
Nähert euch keinen bewaffneten Personen oder Militärtechnik.
Überquert nicht die Straße vor heranfahrenden Militärfahrzeugen.
Bevor ihr euch an russisches Militärpersonal wendet, gebt im Voraus zu erkennen, dass ihr unbewaffnet seid.
Verzichtet darauf, euch bewaffnet fortzubewegen.
Denkt daran, dass während Kampfhandlungen stattfinden, bewaffnete Personen als Bedrohung wahrgenommen werden können.
Lasst eure Kinder nicht unbeaufsichtigt. Erlaubt euren Kindern nicht, allein das Haus zu verlassen.
In einigen Gebieten kann es bei Elektrizität, Medikamenten und Lebensmitteln zu Versorgungsunterbrechungen kommen.

Gemeinsam dürfen wir keine Untaten bewaffneter marodierender Banden, Räuber und Nationalisten zulassen, die durch kriminelle Handlungen der Regierung unkontrolliert mit Waffen ausgestattet wurden.

GLAUBT NICHT DER PROPAGANDA UND DESINFORMATION AUS KYJIW!

Informiert euch regelmäßig über die folgenden Telegramm-Kanäle (Liste unleserlich). Schaut aktuelle Nachrichten auf dem Fernsehsender „Rossiya 24“ im analogen Format.

Russische Propagandisten entwickelten jahrzehntelang das Konzept „Wir gegen die Fremden“, indem sie damals die Sowjetunion und nun die Russische Föderation den Ländern des Westens entgegenstellten und die Bevölkerung (sowohl in Russland als auch in den Ländern, die durch Russland angegriffen wurden) ständig daran erinnerten, wer der „wahre Feind“ sei. Die Idee der Überlegenheit Russlands als „Besieger des Faschismus“ und „Bewahrer des Friedens“ hat immer noch eine Schlüsselrolle bei ihrer Politik der „Soft Power“.

#alleswirdgut #arbeitfinden #füreinbesseresleben #besserlebenmituns

Deutsches Flugblatt

Aktuelles russisches Flugblatt (verteilt an Bewohner Mariupols, die nach Russland zwangsdeportiert wurden)

Text des deutschen Flugblattes:

Bewohner der Stadt Kyjiw!
Deutschland ruft euch!
Millionen deutscher Soldaten kämpfen an allen Fronten. Arbeitsplätze wurden frei und müssen gefüllt werden. Registriert euch freiwillig für die Ausreise nach Deutschland.
Ihr werdet in der Agrarwirtschaft arbeiten oder in der Industrie Waffen gegen den Bolschewismus herstellen.
In Deutschland wird es euch gutgehen!
Eure Familien, die in Kyjiw zurückbleiben, werden Unterstützung erhalten.
Arbeitet freiwillig in Deutschland, während die Deutsche Armee gegen den jüdischen Bolschewismus kämpft!
Einwohner Kyjiws! Deutschland erwartet euch!
Beweist mit eurer Arbeit, dass ihr helfen wollt!
Registriert euch in eurem Stadtteil für die freiwillige Ausreise nach Deutschland.
Auf nach Deutschland!
Kommissar der Stadt Kyjiw
ROHASCH

Text der russischen Agitationsschrift:

Ministerium der Russischen Föderation für Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis

Korporation zur Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis

Der Ferne Osten in Russland erwartet euch!

Besondere Bedingungen für die Teilnehmer des Staatsprogramms für die Umsiedlung von Mitbürgern aus dem Ausland, die sich für ein Leben in den fernöstlichen Regionen Russlands entscheiden.

170.000 Rubel
Startgeld (Einrichtungsgeld) i. H. v. bis zu 10 monatlichen Mindesteinkommen für jeden Umsiedler

600.000 Rubel
Wohnzertifikat für 6 qm für jeden Umsiedler

Bis zu 3 Monate
Beschleunigter Erhalt der russischen Staatsbürgerschaft

8.500 Rubel
Unterstützung i. H. v. der Hälfte des Existenzminimums bei fehlendem Einkommen

Bis zu 2% Jahreszins
Fernost-Hypothek

1 ha
Gratisland
Fernost-Hektar

Beratung zur Umsiedlung in den Fernen Osten
Korporation für Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis
Tel. +7 925 196 06 06

Telegramm-Gruppe
Wir fahren in den Fernen Osten
(QR-Code)

Das Herüberlocken von Kriegsgeschädigten auf das eigene Territorium ist ebenfalls kein genuin russisches Knowhow. In jedem Krieg wirbt der Aggressorstaat bei der aufgrund der Instabilität und schwieriger finanzieller Lage vulnerablen Bevölkerung von temporär besetzten Gebieten für das Arbeiten und Geldverdienen beim Okkupanten.

Die Geschichte kennt außerdem Fälle von Migrationswellen in der Zeit zwischen und nach den beiden Weltkriegen. Um sich vor Armut und oft vor Verfolgung zu retten, wanderten Arbeiter in die USA, nach Kanada, Australien, West- und Osteuropa aus. Die Deutschen deportierten zudem Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges. Die so umgesiedelten Menschen wurden als „Ostarbeiter“ bezeichnet.

Auch jetzt kommt es leider zu Zwangsdeportationen der Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenen durch Russland auf das eigene Territorium. Hierbei wird ihnen Arbeit „angeboten“ oder sie werden dazu gezwungen. Solche Taten stellen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Außerdem verstoßen sie gegen das humanitäre Völkerrecht (Art. 49 der Genfer Konvention sowie Art. 85 deren Zusatzprotokolls). Auch hierbei verzichten Russen nicht auf Agitation.

Agitationsschriften für das Militär

#gefangenschaft #ergibdich #sichdaslebenretten

Deutsches Flugblatt

Aktuelles russisches Flugblatt in Mariupol (abgeworfen über dem „Azovstal“-Stahlwerk)

Text des deutschen Flugblattes:

Kämpfer der Leningrader Front!
Vor einem Monat steckte man euch Medaillen für die Befreiung der „Stadt Lenins“ an, und nun werdet ihr wieder in den Tod geschickt, um die gleiche Stadt zu befreien?
Bereits im Frühling zahlten 250.000 russische Kämpfer für diese sogenannte Befreiung mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit. Und nun schaut, wie viele eurer Kameraden bloß während dieser wenigen Tage des neuen Angriffs bereits gefallen sind!
Wofür sollt ihr denn sterben? Dafür, dass eure Ehefrauen und Kinder, eure Mütter und Väter weiterhin hungern? Damit Juden und ihre Handlanger weiterhin den hungernden Kolchosbauern das letzte Korn wegnehmen?

Legt eure Waffen nieder! Kommt auf unsere Seite!

Viele eurer Kommandeure haben bereits die Seite gewechselt, und sie sollten ja besser wissen, ob eure Agitatoren über die grausame Behandlung der Rotarmisten in der deutschen Gefangenschaft lügen, oder nicht.
Je mehr von euch zu uns kommen, umso schneller wird dieser verdammte Krieg vorbei sein, umso schneller wird der euch verhasste Bolschewismus fallen und ein neues, fröhliches Leben für das ganze russische Volk beginnen.

Dieses Flugblatt dient als Passierschein.

Text des russischen Flugblattes:

Soldaten und Offiziere der Streitkräfte der Ukraine!
Kyjiw hat euch betrogen und euch zum Sterben zurückgelassen. Mehr als 600 Marineinfanteristen haben sich nicht durch die Drohungen der Nazis einschüchtern lassen, ihre Wahl getroffen und sich der russischen Armee ergeben.
Sie sind in Sicherheit und werden bald ihre Familien wiedersehen.
Legt die Waffen nieder, das ist euer einziger Weg zu überleben. Bei fortgesetztem Widerstand seid ihr zum Tod verurteilt!

ES WIRD KEINE HILFE KOMMEN!
HALTET EUCH AN DIE ANWEISUNG AUF DER RÜCKSEITE

ANWEISUNG

Trennt das Magazin von eurer Waffe ab.
Hängt die Waffe über die linke Schulter mit der Mündung nach unten.
Hebt eure Arme mit einem weißen Stück Stoff über den Kopf.
Nähert euch langsam der Position unserer Armee, haltet euch an ihre Befehle.

Die Soldaten der russischen Streitkräfte kennen die vereinbarten Zeichen, die euren freiwilligen Verzicht auf Widerstand bedeuten.

Wir wollen kein sinnloses Blutvergießen! Bewahrt euer Leben!

#gefangenschaft #tod #soldaten

Deutsches Flugblatt

Aktuelles russisches Flugblatt in Mariupol

Text des deutschen Flugblattes:

DER TOD STRECKT SEINE ARME NACH DIR AUS
Denke an deine Familie!
Ergib dich!

Text des russischen Flugblattes:
Soldaten und Offiziere der Streitkräfte der Ukraine!
Die Stadt Mariupol ist vollständig umzingelt.
Die gesamte Küste von Mariupol bis Odessa wird durch die Streitkräfte Russlands kontrolliert. Die russische Armee ist bis zu den administrativen Grenzen der Oblast Donezk vorgerückt.
ES WIRD KEINE HILFE KOMMEN!
Bei fortgesetztem Widerstand seid ihr zum Tod verurteilt. Eure einzige Chance zu überleben ist das Verlassen der Stadt über den humanitären Korridor in Richtung Nowoasowsk!

HALTE DICH AN DIE ANWEISUNG AUF DER RÜCKSEITE

ANWEISUNG
Trennt das Magazin von eurer Waffe ab.
Hängt die Waffe über die linke Schulter mit der Mündung nach unten.
Hebt eure Arme über den Kopf und nähert euch langsam der Position unserer Armee.
Haltet ein weißes Stoffstück, ein Tuch oder dieses Flugblatt hoch.

Die russischen Streitkräfte kennen die vereinbarten Zeichen, die eure Absichten bezeugen.

Nachdem der Gegner umzingelt, die Telekommunikation unterbunden und die individuellen Kommunikationsmittel konfisziert wurden (und somit der Informationszugang beschränkt wurde), verbreitet der Aggressorstaat Flugblätter mit der Aufforderung, sich zu ergeben.
In Situationen, wo solche Flugblätter die einzige verfügbare Informationsquelle darstellen, können sie funktionieren. So haben während des Zweiten Weltkriegs deutsche Soldaten, die sich ergeben hatten, bezeugt, dass sie durch sowjetische Flugblätter dazu bewogen wurden.
Der jetzige Krieg zeigte jedoch, dass ukrainische Soldaten sich von solchen Provokationen nicht beeindrucken lassen. Sie führen die ihnen gegebenen Kommandos bis zum Schluss durch und finden (selbständig oder mithilfe von Volontären) alle möglichen Wege, die Informationsisolation zu durchbrechen.

#befreier #besseresleben #lebennachdemkrieg

Deutsches Flugblatt

Aktuelles russisches Flugblatt in Melitopol

Text des deutschen Flugblattes:

BÜRGER!
Die Bolschewisten sind vertrieben!
Die Deutschen kamen zu euch.

24 Jahre des Sowjetregimes sind vorbei und kehren nie wieder zurück: 24 Jahre von unglaublichen Versprechen und hohlen Phrasen und genauso viele Jahre von Enttäuschung, wachsender Armut, ständiger Überwachung, Terror, Elend und Tränen!
Ein schreckliches Erbe haben die jüdisch-kommunistischen Verbrecher – Stalin und seine Handlanger – hinterlassen!
Die Agrarwirtschaft liegt am Boden, das Land ist verwüstet, Städte sind zerstört.
Deutsche kommen zu euch nicht als Unterdrücker, sondern als Befreier vom bolschewistischen Joch.
Überall, wo es möglich ist, werden deutsche Militäreinrichtungen jedem Hilfe erweisen, der ihnen Glaube und Hoffnung entgegenbringt.

BÜRGER UND BÜRGERINNEN!
Helft voller Zuversicht dabei, die Wunden, die durch den Krieg hinterlassen wurden, zu heilen! Arbeitet mit am Aufbau eines neuen, besseren Lebens ohne Juden, Kommunisten und NKWD, ohne Kollektivwirtschaft und Zwangsarbeit, ohne das Stachanow-System, Kolchosen und Grundbesitzer.

Text des russischen Flugblattes:

APPELL DES RUSSISCHEN PRÄSIDENTEN WLADIMIR PUTIN AN DIE BÜRGER DER UKRAINE
2014 war Russland gezwungen, die Einwohner von Krim und Sewastopol vor denjenigen zu beschützen, die ihr selbst „Nazis“ nennt. Die Bewohner von Krim und Sewastopol haben ihre Wahl – zusammen mit ihrer historischen Heimat, Russland, zu sein – getroffen und wir haben sie dabei unterstützt. Ich wiederhole es: wir konnten gar nicht anders.
Die heutigen Ereignisse haben nichts mit dem Wunsch zu tun, die Interessen der Ukraine und des ukrainischen Volkes zu unterdrücken. Sie haben mit dem Schutz Russlands vor denjenigen zu tun, die die Ukraine in Geiselhaft genommen haben und sie gegen unser Land und sein Volk benutzen wollen. Unsere Handlungen sind Selbstschutz vor den Bedrohungen, vor die wir gestellt wurden, und vor einem noch schlimmeren Übel als das, welches jetzt passiert. So schwer das auch sein mag, bitte ich das zu verstehen und rufe zur Zusammenarbeit auf, um diese tragische Seite schnellstmöglich umblättern und uns zusammen voranbewegen zu können, um niemandem zu erlauben, sich in unsere Angelegenheiten und Beziehungen einzumischen, sondern diese selbständig aufzubauen – so, dass die notwendigen Bedingungen für die Bewältigung aller Probleme geschaffen werden und wir, ungeachtet der Staatsgrenzen, von innen heraus als ein gemeinsames Ganzes gestärkt werden. Ich glaube daran – an genau solch eine Zukunft.
Ich möchte mich an die Streitkräfte der Ukraine wenden.
GEEHRTE GENOSSEN! Eure Eltern, Großeltern und Urgroßeltern haben nicht gegen die Nazis gekämpft und unsere gemeinsame Heimat verteidigt, damit die heutigen Neonazis die Macht in der Ukraine an sich reißen. Ihr habt dem ukrainischen Volk einen Treueeid geleistet, nicht der volksfeindlichen Junta, die die Ukraine ausraubt und ihr Volk quält. Führt nicht ihre kriminellen Befehle aus. Ich rufe euch dazu auf, sofort die Waffen niederzulegen und nach Hause zu gehen. Ich erkläre es: Alle Soldaten der ukrainischen Armee, die diese Forderung erfüllen, werden die Kampfzone ungehindert verlassen und zu ihren Familien zurückkehren können.
Ich betone nochmals ausdrücklich: die gesamte Verantwortung für das mögliche Blutvergießen wird gänzlich und vollkommen auf dem Gewissen des auf dem Gebiet der Ukraine herrschendenRegimes liegen.

Die Russische Föderation positioniert sich als Befreierin ihrer „Brüder und Schwestern“ (womit russischsprachige Ukrainer gemeint sind) vor Ukrainern, die angeblich ihre Rechte einschränken. So platziert der Aggressorstaat in seinen Agitationsschriften die so häufig wiederholten Ideen der „russischen Welt“. Russische Propagandisten erinnern darin an das brüderliche Verhältnis, welches – ihrer Logik nach – die Ukrainer, die sich in temporär besetzten Gebieten oder aktiven Kampfzonen wiederfinden und von ukrainischen Medien isoliert sind, zum Widerstand anregen soll.

Agitationsschriften der Jahre 2014 bis 2022

Noch vor Beginn der vollumfänglichen Invasion „bearbeiteten“ die russischen Propagandisten den Osten der Ukraine, den sie 2014 überfielen. „Ukrainische Junta“, „Neonazis“, „Banderiwzi“ – dieses Bild eines Ukrainers, insbesondere der ukrainischen Soldaten, versuchte man der Bevölkerung der Oblasten Donezk und Luhansk , die Russland angeblich von dieser „Junta“ befreite, einzutrichtern. Die Flugblätter wurden von Unbekannten verteilt oder aus Hubschraubern abgeworfen.

Es gab auch ungeschickte Versuche, selbstgemachte Flugblätter als Agitationsschriften der ukrainischen Armee auszugeben, in denen angeblich Nazisymbolik verwendet wurde.

Ein weiterer Widerhall der Geschichte Nazideutschlands im heutigen Russland ist die Androhung von Strafen für das Verbreiten von Flugblättern. Für das Lesen sowjetischer Flugblätter drohten deutschen Soldaten außerplanmäßig Einsätze und später sogar Erschießung. Aber im Jahr 2014 kündigte der selbsternannte Bürgermeister von Slowjansk, Vyacheslav Ponomarev, an, dass er jeden Zivilisten erschießen werde, der ein Flugblatt gefunden hat, das die illegalen Behörden und Verhaltensanweisungen während der sogenannten Anti-Terror-Operation nicht unterstützen sollte.

Die Krim war 2014 voll mit Flugblättern, die zur Teilnahme an dem sogenannten Referendum aufriefen, bei dem die Frage nach dem Anschluss der Krim an Russland entschieden wurde. Heute finden sich dort Flugblätter mit Versprechungen eines besseren Lebens mit Putin und Russland. Dieses Leben haben die dortigen Einwohner, seit das Gebiet temporär besetzt wurde, jedoch immer noch nicht gesehen.

Flugblätter, die Russland bis 2022 auf dem Gebiet der Ukraine verteilt hat, hatten teilweise Erfolg bei der Bevölkerung. Das gab den Okkupanten anscheinend den Anlass zu glauben, dass eine solche Form der Agitation auch 2022 funktionieren wird.

Russisches Flugblatt im Dorf Solote-4, Oblast Luhansk

Text der Agitationsschrift:

Bewohner im Umkreis der Demarkationslinie, verlangt von den ukrainischen Streitkräften den Abzug aus euren Orten. Bittet die Regierung darum, Militärtechnik aus den Wohngebieten entfernen zu lassen. Erlaubt es den Soldaten der ukrainischen Armee nicht, euch und eure Kinder als Schutzschilder zu benutzen.
Denn im Fall von Gegenfeuer von der anderen Seite werdet ihr die Leidtragenden sein!!!

Russisches Flugblatt, das in Moskau verteilt wurde, 2015

Text der Agitationsschrift:

TOD DER UKRAINISCHEN JUNTA!
Jeden Tag sterben während des sogenannten Waffenstillstands im Donbass Zivilisten durch das Feuer der ukrainischen Kämpfer. In den Folterkammern des ukrainischen Sicherheitsdienstes, Gefängnissen und Kellern des „Rechten Sektors“ werden überall in der Ukraine Hunderte Menschen gequält, die nicht mit dem Bandera-Regime einverstanden waren. Die Kyjiwer Junta soll verdammt sein!

Unser Staat muss zu ihrem Schutz hart und entschlossen durchgreifen. Die Unabhängigkeit der Volksrepubliken Luhansk und Donezk muss anerkannt und ihr Schutz muss garantiert werden.

Sollte die Aggression fortgesetzt werden, müssen die Banderiwzi nach Lwiw vertrieben werden. Und dabei pfeifen wir auf Sanktionen – das Leben unserer Brüder ist uns wichtiger! Solange die Ukraine russische Gebiete, die sie mit Kraft festhält, nicht freigibt, wird der Schrecken des Bürgerkriegs nicht aufhören!

Russen lassen einander nicht im Stich!

Das andere Russland

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Beitragende

Projektgründer:

Bogdan Logwynenko

Themenrecherche:

Witaliy Poberezhnyj

Autorin des Textes:

Anja Jablutschna

Chefredakteurin:

Natalija Ponedilok

Redakteurin:

Jewhenija Saposchnykowa

Bildredakteur:

Jurij Stefanjak

Übersetzerin:

Olena Saltuk

Korrektor:

Björn Milbradt

Koordinatorin der Übersetzung:

Olena Shalena

Koordinatorin von Ukraїner International:

Julija Kosyrjazka

Chefredakteurin von Ukraїner International:

Anastasija Maruschewska

Content-Managerin:

Anastasija Schochowa

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